Tunnels zählen zur sogenannten Body Modification, führen also eine Veränderung des Körpers herbei. Besonders beliebt sind die XXL-Ohrlöcher in der Rocker, Hip-Hop und Punk -Rock Szene. Flesh Tunnels erregen Aufmerksamkeit und üben eine Faszination aus. Wo normale Ohrstecker oder Ohrringe minimalen Raum zum Durchdringen des Ohrläppchens benötigen, werden die Ohrläppchen bei Tunnels absichtlich gedehnt – je größer der Durchmesser, desto cooler.
Inhaltsverzeichnis
Woher kommt der Flesh Tunnel eigentlich?
In welchen Szenen sich der Tunnel bereits durchgesetzt hat, haben wir schon erwähnt. Doch wie bei allen Formen der Körpermodifizierung ist die Frage nach der Herkunft des Trends extrem interessant.
Auch wenn der Trend um die Flesh Tunnels sehr modern zu sein scheint, blickt er auf eine lange Tradition zurück. Viele Volksstämme Südamerikas, Afrikas und auch Asiens haben im Rahmen von Initiationsriten oder Stammespraktiken Körperbereiche gedehnt. Prinzipiell lässt sich Gewebe dann dehnen, wenn es knochenlos ist und hauptsächlich aus Haut, Fett und Bindegewebe besteht. So war auch die Dehnung im Genitalbereich eine gängige Praktik in vielen Stämmen. Hierzulande hat sich vor allem das Dehnen der Ohrläppchen bewährt, da dies leicht geht und – bei richtiger Durchführung – grundsätzlich ungefährlich ist.
Wie lässt sich ein Flesh Tunnel stechen?
Auch wenn sich das Endergebnis stark voneinander unterscheidet, ist beim Tunnel das Stechen eines normalen Ohrlochs der Beginn der Reise. Dabei ist ein Piercing Studio die bessere Adresse als ein Juwelier, der das Ohrloch schießt. Einerseits ist das Stechen weitaus gewebeschonender, zweitens begleiten einen Piercer auch bei der graduellen Dehnung des Stichkanals.
Schon beim Stechen sollte man sich mit dem Piercer darüber unterhalten, was passiert, wenn man den Tunnel satthat. Es lohnt sich, eine Anleitung zum zuwachsen Lassen eines gedehnten Ohrlochs zumindest einmal durchzulesen. Sobald der Stichkanal verheilt ist, kann mit der Dehnung begonnen werden. Dazu muss der Träger das Ohrloch punchen, und zwar mit einem dafür gedachten Dehnungsstab oder mit einer Dehnungsschnecke.
Circa alle acht Wochen kann der Träger einen neuen Plug einsetzen – dabei sollte dieser maximal einen Millimeter größer sein als sein Vorgänger. Wer langsam und mit Bedacht dehnt, muss in der Regel weder über Schmerzen noch über Gewebeschäden oder Narbenbildung klagen.
Schmuckvarianten und Materialien
Ist man mit dem Durchmesser des Ohrlochs zufrieden, kann man von Dehnungsschmuck auf Tunnels oder Eyelets umsteigen. Erstere bilden einen Tunnel und ermöglichen den Blick durch das gedehnte Ohrläppchen. Eyelets hingegen sind geschlossen und dadurch spannende Eyecatcher. Wer sein Ohr schonen möchte, sollte aber lieber auf Tunnels setzen, weil diese leichter sind – auf Festivals macht sich beides gut.
Innerhalb der Accessoires kann man auch noch nach Material unterscheiden: Horn, Edelstahl, Holz, Silikon oder Titan sind dabei die gängigsten Möglichkeiten. Für den Anfang sollte man aus Hygienegründen bei Stahl-Accessoires bleiben.
Kann es Komplikationen geben?
Wird eine Stelle des Körpers auf unnatürliche Weise verändert, kann es selbstverständlich zu Problemen kommen. Diese sind aber zum Glück selten und treten meist nur dann auf, wenn die Dehnung schneller herbeigeführt wird als empfohlen.
Mit der richtigen Pflege und einer schonenden Dehnung ist das Risiko von Entzündungen oder Verletzungen gering. Außerdem sollte man es mit dem Durchmesser nicht übertreiben – wurde der Stichkanal nicht mittig gesetzt, kann es nämlich passieren, dass die Haut einreißt. Auch Durchblutungsstörungen können an manchen Stellen des Bindegewebes auftreten.
Pflege des gedehnten Ohres
Die Zeit nach dem Setzen des Stichkanals ist entscheidend darüber, ob und wie gut das Ohrloch abheilt. Während dieser Phase sollte der Träger die Einstichstelle um den Stab herum zweimal täglich mit einem feuchten Wattestäbchen sanft reinigen. So können Talg und Wundsekret entfernt werden.
Nach der Reinigung sollte man als Träger etwas antibakterielles Spray auf das Ohrläppchen sprühen und dieses durch leichte Bewegungen des Dehnungsstabes sanft im Stichkanal verteilen.
Doch auch dann, wenn die Dehnung bereits Fortschritte macht, ist die richtige Pflege das A und O. Um die Haut um den Tunnel herum vor dem Einreißen zu schützen, hält man sie mit antibakterieller Wundsalbe geschmeidig. Außerdem sollte man Dehnungsstab, Tunnel oder Eyelet regelmäßig entnehmen und unter warmem Wasser oder mit antibakteriellem Spray reinigen.