Musik steht nicht still. Tatsächlich handelt es sich um eine Branche, die stetig im Wandel ist. In einer Zeit, in der es noch keine technischen Medien gab, gab es Musik ausschließlich als Live-Event. Entweder man beteiligte sich selber am Geschehen oder erlebte dieses hautnah mit eigenen Augen und Ohren. Erst 1885 wurde dann die Phonographenwalze erfunden, die es möglich machte, musikalische Stücke aufzuzeichnen und nach Belieben wiederzugeben. Es folgten weitere technische Innovationen wie Kassetten, Mini-Disc, CDs und letztlich die Streaming-Plattformen, über die wir immer und überall jedes x-beliebige Lied hören können.
Was mehr kann die Zukunft da noch mehr bringen, mögen sich so manche fragen. Einige Hinweise und Ansätze, welche Entwicklungen wir im Bereich Musik in Zukunft noch erleben werden, gibt es bereits. Künstliche Intelligenz und Algorithmen sind hier Stichworte, mit denen wir uns in diesem Artikel näher befassen werden.
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Der Fortschritt der Technologie und Künstlichen Intelligenz
Der technologische Fortschritt hat in sämtlichen Lebensbereichen Einzug gefunden. Zu Hause sind es die Smart-Home Geräte, die uns den Alltag erleichtern, unterwegs das Smartphone, dass uns als wahres Allround-Gerät treue Dienste leistet und der Arbeitsbereich stellt noch einmal einen ganz anderen Schwerpunkt dar. Sogenannten Cobots lassen uns Hand in Hand mit Maschinen arbeiten, die uns monotone sowie körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten abnehmen. Den Mitarbeitern wird also ganz und gar nicht der Arbeitsplatz geklaut, dieser wird vielmehr optimiert.
Wo wir nur hinblicken, ist Technologie oder auch Künstliche Intelligenz wahrzunehmen und Musik stellt hier keine Ausnahme dar. Sicherlich sind die Streaming-Plattformen selbst eine einzigartige Innovation für unser musikalisches Erleben und auch das technisches Equipment wie Dolby-Surround-Systeme lassen die Töne noch einmal auf eine ganz besondere Art an unser Ohr bringen. Doch davon genau reden wir gar nicht. Ein Aspekt, der sich derzeit in der Entwicklung befindet, zielt darauf ab, unser Hörverhalten zu analysieren. Bereits jetzt speichern Musikportale wie Youtube oder Spotify, welche Lieder wir uns anhören. Am Musikstil orientierend werden uns dann Vorschläge gemacht, was wir ebenfalls mögen könnten. Dies soll jedoch nur der Anfang sein.
Analyse unseres Hörverhaltens und unserer Stimmung
Es ist zu erwarten, dass es in Zukunft noch weiter optimiert wird, dass uns Algorithmen Musik vorschlagen, die perfekt zu unserem Hörverhalten passt. Natürlich haben wir aber nicht jeden Tag Lust auf die gleichen Songs und genau hier soll die künstliche Intelligenz ebenfalls ansetzen. Die Streaming-Plattform Spotify ist bereits dabei, einen Algorithmus zu entwickeln, der auf die Tagesform der Nutzer reagieren soll. Dies soll in erster Linie per Spracherkennung funktionieren. Darüber soll die KI in Erfahrung bringen, ob sich der Nutzer in einer fröhlichen Stimmungslage befindet, einen schlechten Tag hat, sich traurig oder einfach neutral fühlt. Dieser emotionale Zustand soll durch die Kraft in der Stimme, die Lautstärke, Tonhöhe, Akzentuierung etc. erkannt werden. Neben der Stimmungslage sollen durch die gleiche Vorgehensweise auch weitere Informationen zur Person analysiert werden wie beispielsweise das Alter, die Herkunft und das Geschlecht. Dies in Kombination mit dem Suchverhalten, dass Spotify ohnehin über den Nutzer erstellt, ist es das Ziel, zugeschnittene und passende Musikempfehlungen geben zu können.
Wir KI bald auch selber Lieder machen?
Tatsächlich ist diese Frage gar nicht so weit aus der Luft gegriffen. Bereits jetzt verwenden Komponisten computerbasierte Programme, die bei der Kreierung von Stücken unterstützen. Dabei werden verschiedene Komponenten und Bausteine von Liedern eingegeben, woraus die KI dann ein völlig neues Stück erschafft. Diese Vorgehensweise wird vor allem im Bereich der klassischen Musik genutzt. Hier stellt sich natürlich die Frage, inwieweit dies ausbaufähig ist. Denkbar ist, dass Künstliche Intelligenz mithilfe komplexer Analysen die aktuellen Trends im Bereich der Musik erkennen kann. Mithilfe dieser Informationen könnte dann ein neuer Top Hit für die Charts produziert werden. Für Musikmacher und Produzenten ist es schließlich das Erfolgsrezept hin, Lieder herauszubringen, die genau den Hörgewohnheiten der breiten Masse entsprechen. Ob solche Stücke dann aber vollständig von Computern erstellt werden können, bleibt noch abzuwarten.
Fest steht, dass wir Lieder bereits mithilfe technischer Mittel an die allgemeinen Hörgewohnheiten anpassen. So können auch musikalisch wenig affine Menschen schnell hören, ob ein Ton getroffen wurde oder nicht. Wenn ein Sänger immer daneben liegt, hört sich dies für uns einfach nicht schön an. Eine Lösung für weniger begabte Sänger hat das Auto-Tuning geschaffen. Dieses ist heute auf einem so hohen Standard, dass es bei einer Musikaufnahme nicht auffällt, ob der Gesang technisch optimiert wurde. Bei live Konzerten, die nicht mit dem entsprechenden Equipment ausgestattet sind, fällt das Gepfusche dann natürlich negativ auf.
Ultraschallwellen statt Kopfhörer
Auch bei der Tonübertragung stehen neue Innovationen im Raum. Die Idee ist es, Kopfhörer vollständig überflüssig zu machen und die abgespielte Musik dennoch nur zu den Ohren einer ausgewählten Person zu übertragen. Wie das funktionieren soll? Die Antwort liegt in Chips und Ultraschallwellen. Noveto Systems Ltd, ein israelisches Unternehmen, befindet sich bereits in der Entwicklungsphase des “Soundbeamers”, bei dem genau diese Möglichkeit verankert ist, und plant diesen noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Durch den Chip sowie die Ultraschallwellen wird die Musik direkt an das Ohr des Nutzers herangebracht. Der Vorteil, der sich aus dieser Methode ergibt, ist, dass die Geräusche aus der Umgebung nicht vollkommen ausgeblendet werden. Dies bietet sich zum Beispiel für den Fahrer eines Autos an, wenn die Beifahrer nicht derselben Playlist lauschen möchten. Es wird ebenfalls gesagt, dass sich Wahrnehmung der Musik durch diese neue Technologie verbessern soll: Ein Rundum-Klang soll wahrzunehmen sein, wie es bei Kopfhörern nicht der Fall ist.
Die Zukunft der Musik
Wir KI den Künstlern die Musik rauben? Wird es überflüssig Musik zu studieren und Gesangsstunden zu nehmen, um in der Branche auf Erfolg zu hoffen? Vermutlich nicht. Technologie wird definitiv weiterhin Einfluss auf die Musikbranche nehmen. Ob KI aber beispielsweise das Liederschreiben übernimmt, bleibt dahingestellt. Sind es nicht gerade die Personen, die hinter den Lyrics stecken, die uns manchmal für einen Song begeistern? Auch ist es fraglich, ob Streaming-Portalen uns wirklich zu gut kennenlernen können, um unseren Liedergeschmack genau zu treffen. Dieser ist schließlich hoch individuell und läuft nicht immer nur nach Schema ab. Wir können definitiv gespannt bleiben, was uns noch alles erwarten wird.