Diese Fußball-Hymnen sind legendär

Fußball und Musik sind zwei Unterhaltungszweige, die sich wunderbar ergänzen. Nicht erst seit gestern werden die Welt- und Europameisterschaften von zahlreichen offiziellen und inoffiziellen Hymnen begleitet. Im besten Fall entwickeln sich diese Songs zu Hits, die Fußballfans noch viele Jahre später konkret mit dem Event verbinden.

Heute greifen die größten Stars der Welt zum Mikrofon, wenn es darum geht, die Fans auf die nächste Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft musikalisch einzustimmen. Das war allerdings nicht immer so. Vor einigen Jahrzehnten sangen die Fußballer noch selbst. Bestes Beispiel dafür war der Song „Fußball ist unser Leben“, den 1974 die späteren Weltmeister Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Paul Breitner, gemeinsam mit ihren Mannschaftskollegen zum Besten gaben.

Hymnen im Wandel der Zeit 

Diese Tradition ist vorerst zu Ende, heute reißen sich die Popstars darum selbst die offizielle Hymne des Events präsentieren zu dürfen. Dieser Trend begann bereits bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Damals sorgten Gianna Nannini und Edoardo Bennato mit ihrem Hit „Un’Estate Italiana“ für Aufsehen, seither ist viel passiert. 

Davon profitieren nicht nur die Musikfans, sondern auch die Sportwetten-Branche. Die zahlreichen Wetten auf den nächsten Interpreten eines offiziellen Songs bringen Abwechslung in das Angebot. Schließlich ist der Fußball längst auch zu einer riesigen Unterhaltungsmaschinerie herangewachsen, die während eines Großevents die Medien weltweit beherrscht.

Ein Song für die Ewigkeit

Das wussten auch die USA für sich zu nutzen. Sie wählten 1994 eine ultimative Stadionhymne aus, um die Weltmeisterschaft musikalisch zu untermalen. „We Are The Champions“ von Queen wird von den Fußballfans seit Jahrzehnten in den Stadien dieser Welt lauthals gesungen und das nicht ohne Grund. Selten passte ein Song musikalisch und textlich so perfekt zu Fußball, wie der Superhit der Briten aus dem Jahr 1977. Frankreich hingegen setzte bei seiner Fußball-Weltmeisterschaft 1998 auf das englische Elektronik-Musik-Trio Dario G. „Carnaval de Paris“ entwickelte sich ebenfalls zu einem Hit. 

Was es bedeutet so ein Großevent im eigenen Land auszurichten, erlebte Deutschland 2006. Das Sommermärchen ist seither fixer Bestandteil der Geschichte des Landes. Ein kleines Stück dieser Geschichte schrieb der deutsche Superstar Herbert Grönemeyer. Er sang „Zeit, dass sich was dreht“ und die ganze Nation stimmt mit ein. Da wollten die Sportfreunde Still nicht hintanstehen und lieferten mit „’54, ’74,’90, 2006“ gleich die musikalische Hoffnung auf den vierten Weltmeistertitel ab. Xavier Naidoo formte seinen Hit „Dieser Weg“ neu und präsentierte eine neue WM-Version.

Von Fans entdeckt, von der UEFA gefördert

Einen ungewöhnlichen Weg nahm eine der prägnantesten Fußball-Hymnen überhaupt. „Seven Nation Army“ von den White Stripes wurde erstmals von Fußballfans in Belgien entdeckt und in der Champions League gesungen. Italienische Fußballfans kürten den Song einige Jahre später zu ihrer inoffiziellen Hymne und sangen ihn bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Das reichte aus, um das Team im Finale zum Erfolg zu führen. Die Funktionäre der UEFA wurden auf „Seven Nation Army“ aufmerksam und wählten die Rockhymne als offiziellen Einlaufsong für die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Seither ist das einprägsame Gitarrenriff von Jack White nicht mehr aus dem Fußball wegzudenken.

Auflauf der Stars

2010 gelang dem kolumbianischen Superstar Shakira mit „Waka Waka (This Time for Africa)“ ein weltweiter Superhit. Ihre Rhythmen untermalten die bunte Weltmeisterschaft in Südafrika, die einen weiteren Finaleinzug der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebte. Seither reißen sich die Popstars um die Interpretation der offiziellen Fußball-Hymnen. Filmstar und Rapper Will Smith interpretierte „Live It Up“ für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Bei der letzten Fußball-Europameisterschaft stach jedoch ein alter Song aus den 1960er Jahren die offizielle Hymne von U2´s Bono & Martin Garrix mit dem Titel „We are the people“ deutlich aus. 

Ein altes Liebeslied ließ die Dämme brechen

Denn nicht immer folgen die Fans den Vorgaben der Veranstalter. Manchmal küren sie spontan einen Song zu ihrem Liebling, der die Stimmung perfekt einfängt. Das ideale Beispiel dafür lieferten die englischen Fans der letzten Fußball-Europameisterschaft, die quer über den Kontinent stattfand. Erstmals seit vielen Jahren schien die Englische Fußball-Nationalmannschaft wieder realistische Chancen auf einen großen Titel zu besitzen.

Deren Fans sind seit Jahrzehnten bekannt für ihren Spaß am Fußball und ausufernde Gesänge im Stadion. Kein Wunder, schließlich stehen ihnen mit „Three Lions, Football´s Coming Home“ und der Nationalhymne „God Save The Queen“ schon zwei einprägsame Songs zur Verfügung. Doch diesmal traf ausgerechnet ein 52 Jahre alter Song von Neil Diamond den Nerv der Zeit.

Die Fans entdeckten „Sweet Caroline“ neu für sich und sangen mit Inbrunst die denkwürdigen Zeilen „Good times never seemed so good“. Der Song, den die Fans am Ende jedes Spiels sangen, löste sogar beim Trainer und seinen Spielern große Emotionen aus und ließen alle Dämme brechen. Zu treffend hatte Neil Diamond seinen Text formuliert, als dass er nicht mitten ins Herz treffen konnte. Tatsächlich stürmte die Mannschaft, unterstützt von den Schlachtgesängen ihrer Fans, bis ins Finale des Turniers. Dort war dann zwar Endstation, doch die Erinnerung an die tausenden singenden Fans werden die Zeit überdauern.

Das Turnier fügte der langen Liste an Fußball-Hymnen ein weiteres Prachtexemplar hinzu. Fußballfans wissen, welche Kraft der richtige Song im richtigen Augenblick entfalten kann. Wer bekommt schließlich keine Gänsehaut, wenn ein ganzes Fußballstadion aus vollem Hals mitsingt und so die eigene Mannschaft zum Erfolg treibt?

Author

Share