Musik-Streaming: Die Digitalisierung der Musikbranche

Die Electro-Szene in Deutschland ist groß und wild. Unzählige Clubs und Festivals sind Sammelbecken für Fans der schnellen Beats. Die Dichte an erfolgreichen DJs und Musikern steigt, durch die Nähe zu den Fans und das einfache Publizieren von Tracks über Social-Media-Plattformen. Doch wie hat sich die Szene durch die Digitalisierung verändert? Welche Chancen und Risiken hält diese Veränderung für die Künstler elektronischer Musik bereit? Und wo wird Musik aktuell produziert? 

Von Venyl zu Streaming

Seit Beginn der Produktion elektronischer Musik und Aufbau der DJ-Szene, war der das Auflegen von Tonträgern für DJs, die am meisten verbreitete und angesehenste Form der Arbeit an den Turntables. Die technischen Möglichkeiten zur jeweiligen Zeit prägten die Entstehungsgeschichte der Industrie. Plattenfirmen übernahmen Vermarktung und Produktion für die Künstler. Die CD konnte sich bei den großen der Branche nicht gegen Venylplatten durchsetzen. Digitalisierung und Einführung des Internets brachten aber neue Möglichkeiten, die das Produzieren neuer Tracks und das Auflegen stark veränderten. Neben der den sich ändernden Produktionsbedingungen löste der Online-Vertrieb von Musik nach und nach die Nutzung von Tonträgern ab und auch immer mehr DJs wechselten zu diesen neuen Tools.

Chancen und Risiken für Künstler

Deutsche Künstler, wie Paul Kalkbrenner, Boys Noize oder Paul van Dyk profitieren von den Veränderungen am Markt, sie sind aber auch neuen Risiken ausgesetzt. Durch Etablierung von Streaming-Diensten und Social-Media-Plattformen haben Künstler neue Möglichkeiten zur Selbstvermarktung. Gerade im Bereich elektronischer Musik profitieren DJs von dem direkten Kontakt mit ihren Fans. Neue Tracks oder kurze Teaser zu einem Sound, an dem sie gerade arbeiten, können leicht mit der Community geteilt werden und die Reaktionen, der Hörer landen in Echt-Zeit beim Künstler. Die Promotion von Events kann auch von den Künstlern übernommen werden und trifft exakt die Zielgruppe.

Neben dem Wegfall von Musik in physischer Form, die eine wesentlich höhere Einnahmequelle darstellte als Downloads von Streamingplattformen, stellen auch die sich verändernden Produktionsbedingungen ein Risiko für die Künstler dar. Was früher eine spontane Angelegenheit mit Freunden, aus dem eigenen Wohnzimmer war, hat heute einen wesentlich höheren Qualitätsanspruch und bedarf eines viel professionelleren Settings. Darum entscheiden sich immer mehr etablierte Künstler dafür, ihre Tracks in Musikstudios, wie zum Beispiel Pirate, aufzunehmen, die vollständig ausgestattet auch das Einspielen nicht elektronischer Elemente, wie Vocals oder originale Piano-Sounds möglich machen und konzentriertes Arbeiten in professionellem Setting ermöglichen.

Die Zukunft der Digitalisierung

Neue Medien und technische Entwicklungen werden den Markt weiter prägen. Ob der Einsatz von Future-Tools wie EMI (Electronic Music Intelligence) oder KIs als DJs sich jemals durchsetzen werden ist fraglich, vermutlich werden computergenerierten Inhalte nie die Arbeit engagierter Kreativer ablösen können. Dasselbe gilt für virtuelle DJ-Acts auch, sie werden es schwer haben, die Stimmung einer Live-Performance zu ersetzen.

Fest steht, die Digitalisierung der Branche führt auch zu einer Demokratisierung, die über das Musik produzieren hinaus geht. Künstler sind heute stärker verantwortlich für das Ergebnis und die Qualität ihrer Musikstücke, als noch vor 20 Jahren. Das bringt einerseits viel künstlerische Freiheit, führt aber andererseits auch zu der Verantwortung über die Produktion und Vermarktung, die bestimmt nicht jedem Künstler in die Wiege gelegt ist.

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