In „Slow Horses“ hat Gary Oldman eine Traumrolle gefunden

Der britische Schauspieler Gary Oldman überzeugt seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Rollen. Der wandlungsfähige Star war schon Dracula und begeisterte in dieser Rolle ebenso wie als Englands legendärer Premierminister Winston Churchill. Für dessen Darstellung gewann er 2018 endlich auch seinen ersten Oscar als bester Hauptdarsteller.

Angesichts dieser Lebensleistung kam es nicht überraschend, dass ihn der neue Streamingsender Apple TV für die Hauptrolle in der Verfilmung einer höchst erfolgreichen Spionagethriller-Reihe verpflichtete. In „Slow Horses“ liefert der Brite eine der besten Leistungen seines Schauspieler-Lebens ab und macht die Serie zu einem Pflichtprogramm für Serienjunkies.

Ein ungepflegter fauler Sack an der Spitze einer Versagertruppe

Der erste Blick auf Oldman in der Titelrolle des Jackson Lamb ist ein Schock. Lange fettige Haare, Krankenkassenbrille, übergewichtig, gekleidet wie ein Obdachloser und Manieren aus der Hölle, das kennzeichnet den Leiter des Slough House. Diese ausgelagerte Abteilung des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 versammelt alle Versager des Security Service und versucht diese weitestgehend aus den Ermittlungen der Agenten fernzuhalten.

Doch diese Ausgangssituation entwickelte sich zu einer der besten Spionageserien. Apple TV hat das Potenzial der gleichnamigen Buchreihe des Autors Mick Herron erkannt und sich die filmische Umsetzung viel Geld kosten lassen. Neben Gary Oldman agieren mit Kristin Scott Thomas und Jonathan Pryce weitere Hochkaräter. Mit Jack Lowden und Olivia Cooke sind weitere britische Jungstars an Bord, die das völlig überforderte Ensemble an überforderten Agenten zum Leben erwecken.

Mick Jagger singt persönlich

Der Titelsong zur Serie wurde von Rolling-Stones-Frontman Mick Jagger speziell für die Serie geschrieben und eingesungen. Allein sein Engagement soll eine Million Pfund gekostet haben. Doch Apple TV war von seinem Coup so überzeugt, dass jeweils zwei Staffeln der Serie am Stück gedreht wurden. Mittlerweile sind bereits fünf Staffeln der Serie abgedreht, eine weitere angekündigt.

Neben Jackson Lamb als Boss der „lahmen Gäule“ mangelt es der Serie nicht an skurrilen Figuren. Die Neuerwerbung der Truppe hat gerade in einer Terrorübung den Tod von mehr als 100 Menschen verschuldet, da half ihm auch sein Status als Enkel des ehemaligen MI5-Bosses nichts. Abgeschoben und frustriert findet er sich in einem Umfeld wieder, das niemand an seinem Arbeitsplatz vorfinden möchte.

Unfähige Spieler und Süchtige retten das Empire

Hier treffen Nerds auf Alkoholiker, Junkies und Spieler. Eine Kollegin frönt im Dienst ihrer Drogensucht, ihr Partner spielt lieber im Online Casino Roulette und Slots, als sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. So verspielt er nicht nur sein Geld, sondern nimmt im Verlauf der Serie auch noch Hypotheken auf sein Haus auf.

Der Zugang zu Online Roulette ist schließlich einfach, Expertenseiten wie Casino.org listen alle Vor- und Nachteile der einzelnen Betreiber penibel auf und machen so die Auswahl einfach. Angesichts der rasanten Stories ist Online Roulette jedoch seine geringsten Herausforderung. Die ständigen privaten Probleme sind jedoch nur ein Hemmschuh auf dem Weg zur Lösung vertrackter Fälle, die ihn wie seine Kollegen bis auf das Äußerste fordern werden.

Der ständig übel gelaunte Zyniker Jackson Lamb rülpst und furzt sich hemmungslos durch sein Leben und lässt keinen Zweifel daran, dass ihm die Arbeit als Geheimagent zutiefst zuwider ist. Viel lieber würde er den Tag mit einer Flasche Whisky und den Füßen am Tisch verbringen, anstatt seiner Versagertruppe Beine zu machen.

Diese stolpert regelmäßig in die unmöglichsten Fälle, an denen sich der angeblich so hervorragende MI5 die Zähne ausbeißt. Dort möchte man die „Slow Horses“ am liebsten von jeglicher Arbeit fernhalten, doch Lamb denkt nicht daran, seine Kollegen ins offene Messer laufen zu lassen.

Während sich die Chefetage des Inlandsheimdienstes in einem ständigen Kampf um die Führung des MI5 befindet, zeigen die „Slow Horses“, dass sie unter der Führung ihres Chefs Jackson Lamb zur Höchstform auflaufen können. Der kann es nämlich keineswegs leiden, wenn seiner Abteilung Gefahr droht. Dann zeigt sich, dass hinter der Fassade des abstoßenden Zynikers ein brillanter Agent steckt, der mit allen Wassern gewaschen ist. Das bekommen im Laufe der Geschichten nicht nur seine Gegner, sondern auch seine Chefs im MI5 zu spüren.

Der Floh im Pelz des Geheimdienstes

Dieser sitzt er wie ein Floh im Pelz und ist doch zur Stelle, wenn die Situation wieder einmal außer Kontrolle geraten ist. Gary Oldman brilliert als Hüter der Aussätzigen und Ungewollten und führt seine Abteilung zu neuen Höchstleistungen. Dies geschieht mit viel bösem Humor und großartigen Dialogen, die schon die Bücher auszeichnen.

Umgeben von Verlierern, Außenseitern und Säufern, wie Mick Jagger in seinem Titelsong so treffend formuliert, reiten die „Slow Horses“ ersten Erfolgen entgegen. Dass dies nicht ohne herbe Verluste einhergeht, ist dem britischen Setting geschuldet. Die TV-Serien von der Insel sind nicht umsonst dafür bekannt, keine Gefangenen zu machen.

Glanzlicht im Dickicht unzähliger neuer Serien

Die Latte für mögliche Nachfolger liegt hoch. Slow Horses belebt das Genre des Spionagethrillers neu und setzt neue Standards. Hier treffen eine neue Ästhetik auf Referenzen der Popkultur und treiben die Geschichte mit Witz und Tempo voran. Für Gary Oldman muss die Rolle ein Fest sein, er spielt auf, als ginge es um nicht weniger als sein Leben.

Schnell lernt man diesen Haufen von Außenseitern und Versagern lieben zu lernen und fiebert in ihrem Versuch, auf dem rauen Pflaster der internationalen Spionage zu überleben, atemlos mit. Hier wird zu Beginn viel Wert auf die Charakterstudien der einzelnen Figuren gelegt, das macht sich im Verlauf, der mittlerweile vier auf Deutsch verfügbaren Staffeln bezahlt.

 

Die Romanvorlage von Mick Herron reicht für zumindest acht Staffeln, das sollte ausreichend Nachschub für viele weitere Folgen von „Slow Horses“ garantieren.

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