Berlin (ots) –
Seit Jahren boomt der internationale Kunstmarkt. Laut „Art Market“ wurden allein 2022 rund 68 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Dennoch sind die Schattenseiten des Geschäfts mit Bildern, Handschriften, Antiken und anderen Kulturgütern nur wenigen bekannt. Denn über Fälschungen und Diebstähle, Geldwäsche und den oft fragwürdigen Umgang mit Objekten aus der NS- oder Kolonialzeit schweigt die Kunstwelt lieber. Der Podcast „Tatort Kunst“ durchleuchtet eine intransparente Kulturbranche und stellt die bisher umfangreichste Recherche für ein Digitalformat im Deutschlandfunk dar.
In „Tatort Kunst“ hat ein Team rund um Stefan Koldehoff internationale Kunst-Fälle exklusiv für den Deutschlandfunk recherchiert. Zusammen mit Rahel Klein präsentiert Stefan Koldehoff diesen aufwendig produzierten Storytelling-Podcast, der in seiner ersten Staffel fünf Geschichten verfolgt. Die Hosts und das Team nehmen die Zuhörerinnen und Zuhörer mit hinter die Kulissen der heutigen Kunstszene: in die Depots von Museen, in die Tresore von Auktionshäusern und Undercover auf Verkaufsmessen.
Der doppelte Macke und ein Datenleak im Gurlitt-Fall
So bezieht sich der Fall „Der doppelte Macke“ auf eine Versteigerung, die vor wenigen Monaten bei Christie’s in London angesetzt war. Ein Aquarell von August Macke sollte veräußert werden. Nur: Von dem Werk kursieren zwei Versionen auf dem Markt. Welches ist das Original und welches die Fälschung? Für eine Klärung reist „Tatort Kunst“ in die Schweiz und trifft den bekanntesten Fälscher der Kunstgeschichte, Wolfgang Beltracchi.
Um Millionen von Euro geht es bei einem Bild von Oskar Kokoschka, das im März bei einer Auktion in Prag auftaucht. Das überrascht Beatrice Kretzschmer, denn das Werk gehörte zu der Kunstsammlung ihrer Familie und galt lange als verschollen. Seit dem Ende der Nazi-Zeit kämpfen ihre Angehörigen um Gerechtigkeit – auch mit deutschen Museen. Die Doppelfolge „Zwei Kisten in Prag“ begibt sich auf die Spuren eines der komplexesten Restitutionsfälle der Gegenwart.
Herausfordernd ist auch die Aufarbeitung der legendären Sammlung Gurlitt. Ist die NS-Geschichte des so genannten Schwabinger Bilderfundes ausreichend erforscht worden? Das Podcast-Team bekommt Daten und Dokumente zugespielt. Das Material nährt den Verdacht: Hat die „Taskforce“, die von der Politik mit dem Fall Gurlitt beauftragt wurde, wissenschaftliche Standards missachtet, Hinweise auf NS-Raubkunst nicht ausgewertet, Bilder falsch zugeordnet?
Außerdem geht es um den Markt für Objekte aus der Nazi-Zeit: Noch heute kann hierzulande ganz offen mit Kunst gehandelt werden, die von Häftlingen im KZ hergestellt wurde. Auch der Verkauf von Objekten mit Hakenkreuzen oder SS-Runen ist kein Problem. Und schließlich befasst sich das Team mit Kultur-Objekten und Kunstwerken, die in der Kolonialzeit von christlichen Missionaren in aller Welt zusammengetragen wurden. Über diese Sammlungen wissen selbst Fachleute nichts, viele Werke lagern seit Jahrzehnten unerforscht auf Speichern oder in Kellern von Orden und kirchlichen Einrichtungen. Kaum jemand fühlt sich dafür verantwortlich.
Ab 7. September exklusiv in der Dlf Audiothek App
Mit detektivischer Akribie verfolgen die Journalistinnen und Reporter zusammen mit Headautor Sven Preger Spuren in die Vergangenheit, um die Herkunftsgeschichte von Kunstwerken zu entschlüsseln. Im Gespräch mit Forscherinnen und Experten legen sie Widersprüche offen und zeigen, was auf dem milliardenschweren Kunstmarkt und in den Museen im Argen liegt.
Die erste Staffel von „Tatort Kunst“ erzählt fünf Fälle in sieben Episoden. Alle Recherchen sind ab dem 7. September exklusiv in der Dlf Audiothek App und auf deutschlandfunk.de/tatortkunst abrufbar.
Ab 14. September ist „Tatort Kunst“ überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
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