The Sound of Games: Die Bedeutung von Musik in Videospielen

Lange vorbei sind die Zeiten der blechernen Begleitmusik von Pac Man und anderen populären Spielen der 80er-Jahre, die heute auch als frühe 8-Bit-Ära bezeichnet wird, vor allem zu hören auf Ataris oder dem damals revolutionären Heimcomputer Commodore 64. War Sound damals ein recht unwesentliches Element im Spiel, gehört er heute zu den wichtigsten Bestandteilen der Games-Produktion, so dass sich daraus sogar ein eigenes Genre entwickelt hat. Komponisten schaffen orchestrale, monumentale Werke zu bekannten Videospielen wie „Legends of Zelda“, die großen Games-Hersteller bringen eigene Soundtracks zum Spiel auf den Markt und viele angesagte Pop-Stars und Bands nutzen die Computer- und Konsolen-Game-Industrie als Marketing-Plattform, die inzwischen sogar die Bedeutung von MTV ersetzt hat. Wir werfen einen Blick auf die bekanntesten, oft sogar preisgekrönten Sounds, die wichtigsten Komponenten wie auch die Wirkung von klassischer wie auch moderner Musik in Spielen.

Die Geschichte der Videospielmusik

Die ersten Töne zum Spiel gab es bereits in den 70er Jahren. Revolutionär war damals das Spiel “Pong“ – eine elektronisches Tischtennisspiel, das Atari für Automaten in Spielhallen entwickelte und in dem der Sounds des Balls zu hören war. Technisch war zu diesem Zeitpunkt und bis in die 80er Jahre wenig möglich und erforderte zudem großen Aufwand beim Programmieren, denn der Speicherplatz auf diesen Geräten war einfach zu gering – jegliche Töne mussten sich diesen mit dem Bild teilen.

Mit der rasch fortschreitenden technologischen Entwicklung taten sich jedoch auch neue elektronische Möglichkeiten auf. Von den damals bahnbrechenden Klangreihen in „Tetris“ – inspiriert von russischen Folkloreklängen und vom Briten Wally Beben eigens für das Puzzle-Game komponiert – ging es in den 80er Jahren schnell zur Entwicklung von klassischen Kompositionen, die als Hintergrundmusik eingespielt wurden. Wegbereitend war dafür vor allem Nintendo, der erste Software- und Konsolenhersteller, der mit Koji Kondos einen Komponisten beschäftigte, der die noch heute bekannte Musik zu “Legends of Zelda“ und „Super Mario Bros“ entwickelte. Japan blieb richtungsweisend in der Produktion von Videogamemusik – das Tokyo Strings Ensemble beispielsweise nahm die Komposition von Koichi Sugiyama für das Spiel “Dragon Quest” auf und bot es 1987 als erstes offizielles Computerspiel Konzert in Tokyo dar.

Auch heute noch spielt historische wie auch neu produzierte klassische Musik eine wichtige Bedeutung in angesagten Spielen. Gleichzeitig wittern jedoch auch zahllose Pop-Stars die Chance ihre Musik in der vor allem jungen Demografik begeisterter Gamer noch bekannter zu machen, was wiederum zur Entwicklung von Soundtracks, Spotify-Playlists und ganzen Live-Konzerten im Rahmen von beliebten Spiele-Events führte. Das bekannt Battle-Royale Game „Fortnite“ beispielsweise engagierte bereits Travis Scott, DJ Marshmello und Ariana Grande für seine Live Gaming-Events. Im rapide wachsenden Gaming-Markt erkennen Musiker und Song-Writer gigantische Marketing-Chancen, denn diese Games werden auf der ganzen Welt gespielt. Stars wie Trent Reznor, Nine Inch Nails und sogar Paul McCartney komponieren mittlerweile speziell für die Branche. Der deutsche Oscar-Preisträger Hans Zimmer, bekannt für Film-Soundtracks zu „Fluch der Karibik“, „Gladiator“, „Lion King“ und viele andere Blockbuster-Filme komponierte mittlerweile ebenfalls für einige Videospiele, wie beispielsweise „Call of Duty – Modern Warfare 2“ und „Crysis 2“.

Die Funktion von Videospiel-Musik

Musik ist aus Videospielen also mittlerweile nicht mehr wegzudenken, sondern übernimmt, ähnlich wie bei Filmen, sogar eine zentrale Funktion. Dabei unterscheiden sich Games, die die Spieler selbst zu Stars machen, wie unter anderem „Guitar Hero“, „Let’s Dance“ oder das VR-Erlebnis „Beat Saber“ für Oculus Quest, und Games, bei denen Musik zur Atmosphäre beiträgt, Hinweise auf bestimmtes Spielgeschehen liefert und die Aufmerksamkeit des Spielers lenkt. In „Age of Empires“ beispielsweise werden Sirenen oder Kampfhorn-Geräusche als Warnhinweise eingeblendet, um das Auge von den starken visuellen Reizen zu entlasten und aufs Ohr zu verlagern.

Der Sound kann Gefahr oder Entspannung im Geschehen vermitteln, aber auch ganz einfach zur Atmosphäre beitragen und die virtuelle Umgebung realistischer wirken lassen. Spiele, die thematisch in bestimmten Epochen liegen, werden durch die entsprechende musikalische Begleitung noch authentischer und entführen den Gamer mit allen Sinnen in eine andere Welt. Andere Games nutzen bekannte Stars, um das Geschehen wirklichkeitsnah zu machen – Ozzy Osbourne hatte beispielsweise seinen eigenen Auftritt im Metal-Game „Brütal Legend“.

Besonders klassische Musik übernimmt in Videospielen besondere Bedeutung, erstaunlicherweise insbesondere in Horror- und Shooter-Games. Zombie-Game „Resident Evil“ bedient sich deutschen Klassikern wie der Mondscheinsonate wie auch Beethovens Piano-Sonate #14, in „The Evil Within“ vom gleichen Hersteller sind die Klänge von Debussy zu finden, und das Role-Playing-Game „Eternal Sonata“ hat sogar das Leben von Frederic Chopin zum Thema. Schrille Geigen und dramatische Klaviersequenzen in gruseligen oder brutalen Szenen eignen sich in Games, genau wie in Thrillern und Horrorfilmen, besonders gut dazu die Atmosphäre zu unterstreichen. Sie können den Spieler gleichzeitig jedoch auch unterstützen, wenn er durch wechselndes Tempo und Intensität der Hintergrundmusik auf bestimmte Gefahren vorbereitet wird.

Auch der Bereich Slot-Maschinen bedient sich mittlerweile aufwändiger Sounds und Kompositionen. Bekannt ist dabei unter anderem das Abenteuerspiel “Book of Ra“ mit Schauplatz im alten Ägypten und mystischen Klängen, durch die das Spielerlebnis noch attraktiver wird. Die orchestrale Musik zum Glückspiel ist so beliebt, dass es den Soundtrack sogar auf YouTube gibt und von begeisterten Fans oft als Klingelton auf dem Smartphone genutzt wird. Gerade bei Spieleautomaten nimmt die Musik ebenfalls eine wichtige Rolle ein – zunächst natürlich im Casino-Bereich, wo neben visuellen Reizen die auditiven Elemente die Wahrnehmung den Spieler steuern und ablenkende Geräusche aus einer lauten Umgebung in den Hintergrund drängen sollen. Vom „Gedudel“ früher Slots kann heute nicht mehr die Rede sein, viele Spiele besitzen aufwändige produzierte Sounds, und große Hersteller erwerben oft sogar Lizenzen für international bekannte Songs. Der schwedische Glückspiel-Gigant NetEnt besitzt beispielsweise spezielle Automaten, die Größen wie Guns N Roses, Jimi Hendrix und Motörhead und deren Songs gewidmet sind.

Die Zentren der Games-Musik Komposition

Die meisten wichtigen Hersteller von Videospielen stammen aus den USA und Japan, weshalb sich in diesen Ländern auch die meisten Komponisten befinden. Masato Nakurama beispielsweise ist in seiner Heimat als Musiker und Produzent bekannt, schuf jedoch auch die Soundtracks zu „Sonic Der Igel“ und „Sonic Der Igel 2“. Der bereits erwähnte Koji Kondo war für den Sound der „Super Mario“-Serie, aber auch für die Kompositionen der „Legends of Zelda“-Serie verantwortlich. Besonders die Zelda-Titel „Breath oft he Wild“ und „Ocarina Of Time“ wurden für ihre monumentalen Musikstücke ausgezeichnet und gehören zu den erfolgreichsten Soundtracks der Gaming-Industrie. Sie sind bekannt für ihre starke Immersions-Wirkung, also das völlige Abtauchen des Spieler in die Game-Welt, hier insbesondere durch die emotionale Wirkung der Songs, die in zahlreichen Universitäts-Studien und Doktorarbeiten erforscht wurde.

In den USA machte sich unter anderem Mike Morasky einen Namen, als Komponist für bekannte Titel wie Team Fortress 2, Counter Strike – Global Offensive und Half-Life: Alyx. Trent Reznor von den Nine Inch Nails schrieb unter anderem die Musik zum Ego-Shooter Game „Quake“ und „Call of Duty: Black Opps II“. Taylor Bates, besonders bekannt als Komponist für Horrorfilme, produzierte Musik für die erfolgreichen Videospieltitel „God Of War“ und „Killzone: Shadow Fall“. Entwickelt von US-Hersteller Rockstar Games, sind natürlich auch „Grand Theft Auto“ und das Western-Spiel „Red Dead Redemption“ weltbekannt. Jüngsten Gerüchten zufolge sollen derzeit keine Geringeren als Rapper Snoop Dogg und Produzent Dr Dre am Soundtrack für GTA6 tüfteln, dessen Erscheinungsdatum jedoch noch nicht bekannt ist.

Eine besonderes Stellung unter den Games-Soundtracks nimmt auch Fifa ein: Die berühmte Fußball-Videoreihe verpflichtet jedes Jahr Künstler aus aller Welt – sowohl bekannte Stars wie auch Nachwuchsmusiker, die dadurch weltweite Berühmtheit erlangen. Die Songs verbreiten dabei Stadionstimmung von der heimischen Konsole aus, FiFa 21 umfasste über 100 Musiker aus insgesamt 23 Ländern und wurde damit auch zu einer der beliebtesten Playlists auf Spotify.

Musik in Videospielen kann also ganz unterschiedliche Bedeutung haben – den Spieler ins Geschehen ziehen, das Erlebnis authentischer machen oder bestimmte Spielhandlungen ankündigen und somit das Spiel erleichtern. Vor allem aber ist sie inzwischen ein eigenes Genre und eine lukrative Vermarktungsstrategie für die Musiker selbst.

Author

Share