München (ots) –
Zwischen 1961 und 1989 wurden in der DDR tausende Frauen und Mädchen ab dem 12. Lebensjahr in sogenannten Venerologischen Stationen – im Volksmund „Tripperburgen“ genannt – eingesperrt und dort misshandelt. Das bislang weitestgehend unbekannte und düstere Kapitel DDR-Geschichte erzählt die MDR-Doku „Trauma ‚Tripperburg‘ – Gewalt gegen Frauen in der DDR“ für die Reihe „ARD History“ – zu sehen ab 11. November 2023 in der ARD Mediathek und am 11. Dezember um 23:35 Uhr im Ersten.
Eine junge Frau wird eine Treppe hinaufgeführt. Hinter einer schweren Eisentür muss sie sich ausziehen. Der Geruch von Desinfektionsmitteln liegt in der Luft. Das medizinische Personal nimmt ihr alle persönlichen Gegenstände ab und schickt sie ins Behandlungszimmer mit dem gynäkologischen Stuhl. Auf ihre Frage, warum sie hier sei, antwortet ihr eine Krankenschwester, sie sei eine „Herumtreiberin“.
In der DDR wurden tausende Frauen und Mädchen in Kliniken eingesperrt. In den im Volksmund „Tripperburgen“ genannten geschlossenen Venerologischen Stationen wurden sie täglich gegen ihren Willen gynäkologisch untersucht und misshandelt. Doch in den meisten Fällen waren die zwangseingewiesenen Frauen völlig gesund. Ziel der brutalen Maßnahmen: Die Frauen sollten laut Hausordnung der Kliniken isoliert und zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden.
Jahrzehnte wurde über dieses Kapitel der DDR-Geschichte geschwiegen. Zu groß waren Angst und Scham der betroffenen Frauen, über ihr Trauma zu sprechen. Die letzte „Tripperburg“ wurde 1989 geschlossen. Erst in den 2010er-Jahren begann die Aufarbeitung.
Gemeinsam mit der Historikerin Steffi Brüning und der Bürgerrechtlerin Heidi Bohley deckt der Film von Marie Elisa Scheidt die Hintergründe eines bis heute tabuisierten Verbrechens auf. Er erzählt, wie sexualisierte Gewalt als Erziehungsmaßnahme in einem Land genutzt wurde, das die Emanzipation und die Gleichstellung der Geschlechter staatlich propagierte. Die Dokumentation „Trauma ‚Tripperburg‘ – Gewalt gegen Frauen in der DDR“ zeigt auch, welch dramatische Folgen die Einweisung in diese Einrichtungen für die Frauen bis heute hat.
Der MDR plant darüber hinaus, dieses bislang wenig beachtete Thema in den nächsten Monaten journalistisch weiter zu verfolgen und zu vertiefen.
Hinweis an die Journalistinnen und Journalisten
Die Protagonistinnen und Protagonisten sowie die Regisseurin der Doku stehen für Interviews zur Verfügung.
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