Mainz (ots) –
Die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland halten 27 Prozent der Bundesbürger für schlecht, 58 Prozent für teils gut/teils schlecht und nur 14 Prozent für gut (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Noch pessimistischer fallen die Zukunftserwartungen aus: 60 Prozent glauben, dass es mit der Wirtschaft in Deutschland eher abwärts geht, 33 Prozent, dass sich nicht viel ändern wird, und nur 5 Prozent erwarten eine Verbesserung.
Die angespannte Wirtschaftslage spielt sicher auch eine wichtige Rolle bei der nach wie vor großen Unzufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung: Damit sind nur 39 Prozent eher zufrieden, aber 55 Prozent unzufrieden.
Geht es bei uns gerecht zu?
Dass es in Deutschland im Großen und Ganzen eher gerecht zugeht, meinen 36 Prozent aller Befragten, ungerecht sagen 63 Prozent und Mehrheiten in fast allen Parteianhängergruppen, wenn auch mit deutlichen Unterschieden: Während bei den Anhängern von FDP (60 Prozent), Union (55 Prozent), SPD (53 Prozent) und Grünen (47 Prozent) etwas mehr oder weniger als knapp die Hälfte sagen, es gehe eher ungerecht zu, sind es bei denen der Linke (74 Prozent), der Freien Wähler (83 Prozent) und vor allem bei denen der AfD (93 Prozent) deutlich mehr, die diese Meinung teilen.
Projektion
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD jetzt wieder nur auf 17 Prozent (minus 2), die CDU/CSU käme auf 26 Prozent (unverändert). Die Grünen würden 16 Prozent (plus 1) erreichen, die FDP käme auf 6 Prozent (minus 1), die AfD auf ihren neuen Höchstwert von 21 Prozent (plus 1), die Linke auf 5 Prozent (unverändert) und die Freien Wähler auf 3 Prozent. Die anderen Parteien lägen zusammen bei 6 Prozent, darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Bei einem solchen Ergebnis hätte die Ampel-Koalition weiterhin keine parlamentarische Mehrheit, aber auch für eine „große“ Koalition aus Union und SPD oder Schwarz-Grün würde es nicht reichen. Ein Bündnis aus Union, Grünen und FDP hätte hingegen eine Mehrheit, ebenso wie eines aus Union, SPD und FDP.
Top Ten: Die meisten etwas erholt
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius weiter unangefochten auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,8 (Aug.: 1,7) eingestuft. Auf Platz zwei folgt mit sehr großem Abstand Annalena Baerbock mit 0,2 (Aug.: minus 0,3) und auf Platz drei Olaf Scholz ebenfalls mit 0,2 (Aug.: minus 0,2). Danach kommen Robert Habeck mit 0,0 (Aug.: minus 0,6), Christian Lindner mit minus 0,1 (Aug.: minus 0,2), Karl Lauterbach, auch er mit minus 0,1 (Aug.: minus 0,3), Markus Söder mit minus 0,2 (Aug.: minus 0,2) und Friedrich Merz mit minus 0,6 (Aug.: minus 0,7). Noch deutlicher im Negativbereich liegen Sahra Wagenknecht mit minus 1,2 (Aug.: minus 1,1) und vor allem Alice Weidel mit minus 2,6 (Aug.: minus 2,6).
Weltweiter Protesttag fürs Klima
Für heute hat Fridays for Future weltweite Streiks, Proteste und Demonstrationen für mehr Klimaschutz angekündigt. Das finden grundsätzlich 65 Prozent aller Befragten gut und 29 Prozent nicht gut. Mit Ausnahme der Anhänger der AfD (gut: 29 Prozent) gibt es in allen anderen Parteianhängergruppen eine, wenn auch sehr unterschiedlich große mehrheitliche Unterstützung dieser Aktionen (von 53 Prozent bei der FDP bis 94 Prozent bei den Grünen).
Allerdings bestehen erhebliche Zweifel an der Durchschlagkraft solcher Proteste: nur 16 Prozent aller Befragten glauben, dass damit sehr viel oder viel für den Klimaschutz erreicht werden kann, 59 Prozent antworten mit „nicht so viel“ und 23 Prozent meinen, dass das überhaupt nichts bringt.
Krieg in der Ukraine
Eine Mehrheit von 56 Prozent ist skeptisch, dass der Krieg in der Ukraine auf diplomatischem Weg beendet werden kann, 41 Prozent glauben das schon. Dabei meinen 41 Prozent, dass der Westen die Ukraine drängen sollte, Gebietsverluste an Russland hinzunehmen, wenn dadurch der Krieg beendet werden könnte. 43 Prozent sind dafür, dass der Westen die Ukraine unterstützt, alle besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückzuerobern.
Corona im Herbst
Aktuell halten 23 Prozent ihre Gesundheit durch Corona für gefährdet (nicht: 75 Prozent). Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie hatten im November 2021 62 Prozent diese Sorge. Allerdings glaubt eine Mehrheit von 60 Prozent, dass es im Herbst wieder zu einer neuen Corona-Welle mit deutlich erhöhten Infektionszahlen kommen wird (glaube nicht: 37 Prozent).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 12. bis 14. September 2023 bei 1.201 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD: 18 Prozent, CDU/CSU: 28 Prozent, Grüne: 23 Prozent, FDP: 6 Prozent, AfD: 15 Prozent, Linke: 5 Prozent, Freie Wähler: 3 Prozent. Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 20. Oktober 2023. Am 29. September wird ein Politbarometer Extra zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen veröffentlicht.
Diese Sendung wird mit Untertiteln angeboten.
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Zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen: www.forschungsgruppe.de
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