11. MDR-Spitzentreffen mit Behindertenverbänden: Mehr Angebote in Mediatheken und für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Leipzig (ots) –

Weiterer Ausbau der Barrierefreiheit für noch mehr Teilhabe: Beim 11. Spitzentreffen der MDR-Intendantin Karola Wille mit den mitteldeutschen Behindertenverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen am 7. September in Leipzig hat der MDR neue digitale Angebote in der ARD Mediathek und in der ARD Audiothek angekündigt und positive Bilanz gezogen. Bereits heute sind die MDR-Angebote in der ARD Mediathek zu 88 Prozent untertitelt. Zudem will der Sender künftig noch mehr für Menschen mit kognitiven Einschränkungen tun und dafür seine Angebote in Leichter Sprache ausbauen.

Die Intendantin des MDR, Karola Wille: „Als gemeinschaftlich finanziertes öffentlich-rechtliches Medienhaus ist es unser Auftrag und unser Anspruch, für alle Menschen der Gesellschaft hochwertige Angebote zu unterbreiten. Wir wollen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen, indem wir auch Menschen mit Behinderungen die gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen. Deshalb haben wir die Barrierefreiheit im MDR in den vergangenen Jahren strategisch immer stärker ausgebaut. Aus dem regelmäßigen, vertrauensvollen und wertschätzenden Dialog mit den Verbänden haben wir dafür stets viele Impulse mitgenommen. Und gemeinsam arbeiten wir kontinuierlich daran, Schritt für Schritt auch unsere digitalen Angebote barrierefrei zu machen – zum Beispiel in der ARD Mediathek und der ARD Audiothek.

Barrierefrei bis 2025 – auch im Web

Der MDR verfolgt seinen strategischen Kurs und erweitert auch künftig seine barrierefreien Angebote konsequent. Neben dem schwerpunktmäßigen Ausbau in der Mediathek und Audiothek wird auch die Leichte Sprache für kognitiv eingeschränkte Menschen prioritär weiterentwickelt. Damit sollen vermehrt auch Menschen mit Lernschwächen, funktionale Analphabeten sowie gehörlose Menschen einen barrierefreien und inklusiven Zugang zu den Informationsangeboten des MDR über Texte und Audios bekommen. Bereits seit 2012 nehmen die Programmzugänge für sinnesbeeinträchtigte Menschen stetig zu: Knapp 95 Prozent des Programms im MDR-Fernsehen steht mit Untertitelung (UT) zur Verfügung. 2012 waren es lediglich 30 Prozent! Mit etwa 38.000 Sendeminuten mit Gebärdensprache (DGS) bietet der MDR mehr barrierefreie Zugänge für hörgeschädigte Menschen als jede andere Landesrundfunkanstalt der ARD. Eine Hörfilmbeschreibung bietet der MDR im Durchschnitt fünf Stunden täglich.

Bis 2025 plant der MDR zudem, seine digitalen Angebote im Web und in der ARD Mediathek und ARD Audiothek weitestgehend barrierefrei zugänglich zu machen. Damit trägt der er den veränderten Nutzungsgewohnheiten auch von Menschen mit Behinderung Rechnung, vermehrt auf digitale Angebote zu setzen. Im ersten Halbjahr 2023 waren die MDR-Angebote in der ARD Mediathek bereits zu 88 Prozent untertitelt. Im Jahr 2022 waren es noch 82 Prozent und im Jahr 2021 65 Prozent. Für sehbehinderte Menschen bietet der MDR in der ARD Mediathek inzwischen zahlreiche Hörbeschreibungen (Audiodeskription) an. Gab es 2021 keinerlei web-exklusive Hörfilme, hat der MDR im Jahr 2022 1.105 Sendeminuten und im ersten Halbjahr 2023 bereits 616 Sendeminuten hörbeschrieben. Gebärdensprach-Angebote (DGS) stehen zudem immer im HbbTV bzw. als Livestream zur Verfügung. Seit dem 19. März 2023 bietet der MDR alle seine Tatorte und Polizeirufe 110 im Ersten mit DGS an. Diese regelmäßigen fiktionalen Angebote für gehörlose Menschen sind deutschlandweit eine Premiere. Neue barrierefreie Angebote bietet der MDR auch in der ARD Audiothek an. Dort können hörbehinderte Menschen ausgewählte Podcasts und Hörfunkreportagen (bspw. „Wahlkreis Ost“, „Kempferts Klimakompass“ uvm.) verschriftlicht nachlesen.

„Selbstbestimmt“: Erfolgreicher Neustart der MDR-Sendereihe

Mathias Mester, Tan Caglar und Gina Rühl sind die neuen „Selbstbestimmt“-Hosts. Seit Mai 2023 läuft die vom MDR neu aufgesetzte Reihe „Selbstbestimmt“ erfolgreich in der ARD Mediathek. Das Format zu Teilhabe und Inklusionist bis heute einmalig innerhalb der ARD. In „Selbstbestimmt“ geht es um Menschen mit Behinderung, ihren Kampf um Respekt und Teilhabe in der Gesellschaft. Sie macht Mut, ist unterhaltsam und überraschend offen, dokumentiert aber auch, welche Barrieren es immer noch gibt und welche Kraft es braucht, selbstbestimmt zu leben.

Über das Spitzentreffen

Das Spitzentreffen von MDR, Behindertenverbänden, Politik und wissenschaftlichen Einrichtungen findet 2023 bereits zum elften Mal in Leipzig statt. Hintergrund der Veranstaltung zur Inklusion ist der Dialog und die gemeinsame Entwicklung und Etablierung neuer programmbegleitender Technologien für Menschen mit Behinderungen. Beteiligt sind Verbände, Institutionen und Politik aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen.

Barrierefreiheit im MDR

Mit seinen barrierefreien Angeboten ermöglicht der MDR Menschen mit Behinderung und kognitiver Einschränkung den Zugang zu seinen Programmen: 95 Prozent des MDR-Fernsehens werden untertitelt. Für fünf Stunden TV-Programm werden täglich Hörfassungen angeboten. Dazu kommen jährlich mehr als 38.000 Sendeminuten mit Gebärdensprache. Im MDR-Kanal der ARD Mediathek werden bereits 88 Prozent aller Sendeminuten untertitelt. In der ARD Audiothek werden die Inhalte vermehrt auch für hörgeschädigte Menschen angeboten. Zudem gibt es montags bis freitags Nachrichten in Leichter Sprache auch als Podcast zum Hören.

Weitere Informationen zum Thema Barrierefreiheit unter: www.mdr.de/barrierefreiheit

Zentrale E-Mail-Adresse für alle Fragen zum Thema Barrierefreiheit: [email protected]

Stimmen aus den Verbänden und Institutionen

„Auch das aktuelle Spitzentreffen der mitteldeutschen Behindertenverbände mit der Intendantin des MDR, Frau Prof. Wille, beweist, dass der MDR mit seinen barrierefreien Angeboten ein verlässlicher Partner ist. Ich freue mich sehr darüber, dass auch in den Mediatheken der Ausbau barrierefreier Angebote sehr schnell voranschreitet. Ganz besonders möchte ich aber der scheidenden Intendantin des MDR für ihren unermüdlichen Einsatz für den stetigen Ausbau der barrierefreien Angebote im MDR danken. Mit seinen Programmen für Menschen mit Behinderung ist der MDR nicht nur ein Vorreiter innerhalb der ARD sondern auch ein Vorbild für die gesamte deutsche Medienlandschaft. Ich wünsche mir, dass der MDR auch künftig seine barrierefreien Angebote konsequent ausbaut und weiter verbessert.“

Dr. Thomas Kahlisch, Direktor dzb lesen

„Das jährliche Spitzentreffen beim MDR mit der MDR-Intendantin Frau Prof. Wille hat eine herausgehobene Bedeutung für mich und meine Arbeit im Verband. Insbesondere der Erfahrungsaustausch mit den Landesspitzenverbänden zeigt immer wieder wo noch Lücken in der Arbeit zur Schaffung von Barrierefreiheit bestehen. Nicht zuletzt der Staatenbericht und der Bericht des Deutschen Institutes für Menschenrechte hat gezeigt, dass Deutschland nicht dasteht wo Einige glauben, bzw. sich Deutschland manchmal sieht. Beim MDR ist in den letzten 10 Jahren vieles zur Verbesserung der Barrierefreiheit passiert. Ich würde mir eine noch umfangreichere und bessere Berichterstattung über das Leben von Menschen mit Behinderungen wünschen – mit Aspekten zu Arbeit, Wohnen, Kultur, Freizeit. Immerhin haben wir in den drei Bundesländern ca. 1,6 Mio. Menschen mit Behinderungen.

Joachim Leibiger, Blinden- und Sehbehinderten-verband Thüringen

„Wir schätzen den Austausch mit Frau Prof. Wille und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Redaktion Barrierefreiheit. Besonders wichtig ist für uns der gemeinsame Blick in die Zukunft, so wäre es wünschenswert weitere Sendungen mit Gebärdensprachdolmetscher-Einblendungen zu versehen, z.B. „Unterwegs in Sachsen“. Erstrebenswert fänden wir zudem die Einstellung von gehörlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fachbereich Barrierefreiheit.“

Denise Natschack, Koordinatorin Landesverband der Gehörlosen Sachsen

„Wir haben seit 2013 für den Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt e.V. an allen Spitzentreffen der Intendantin Frau Prof. Karola Wille mit den Vertretungen von Menschen mit Behinderungen aus Mitteldeutschland teilgenommen und konnten unsere Anregungen, Hinweise und Kritiken im Hinblick auf die Barrierefreiheit des Programms des MDR und seiner weiteren Angebote einbringen. Die Atmosphäre der Spitzentreffen haben wir stets als konstruktiv und zielführend empfunden, keineswegs als reine Routineveranstaltungen zum gegenseitigen Schulterklopfen. Wir können uns nur ausdrücklich bei der Intendantin Frau Prof. Wille für ihr anhaltendes Interesse an allen Fragen einer verbesserten Barrierefreiheit der MDR-Angebote bedanken. Mit den regelmäßigen Spitzentreffen mit den Vertretungen der Menschen mit Behinderungen im Sendegebiet hat sie dieses Anliegen sozusagen zur Chefsache gemacht. Viele unserer Anregungen wurden umgesetzt, so dass nach unserer Einschätzung der MDR zu den in allen Fragen der barrierefreien Zugänglichkeit führenden Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland gehört. Das betrifft sowohl die Quantität als auch die Qualität der Umsetzung. Jetzt sollte der Anteil der Sendungen mit AD weiter ausgebaut werden, sowohl im Tages- als auch vor allem im Abendprogramm. Nicht barrierefreie Sendungen sollten die absolute Ausnahme werden. Wir hoffen, dass auch die künftige Intendanz sich dieser Fragen ebenso engagiert annimmt wie Frau Prof. Wille.“

Christel Pildner und Hans-Peter Pischner, Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt

„Der MDR hat Anerkennung und Dank verdient dafür, dass immer mehr barrierefreie Angebote im MDR zur Verfügung stehen. Ich finde das bisher Erreichte schon sehr beachtlich, auch wenn wir noch keine 100 Prozent Barrierefreiheit haben. Bezüglich der Begleitung von Sendungen mit Gebärdensprachdolmetschern ginge bestimmt auch noch mehr, wenn es genügend Gebärdensprachdolmetscher gäbe. Mir gefällt auch, dass in den Beiträgen des MDR spezifische Themen der Menschen mit körperlichen, geistigen, seelischen und oder Sinnesbeeinträchtigungen immer mehr eine Rolle spielen. Das ist auch gut so, denn es geht um das Spiegelbild in der Gesellschaft. Wir brauchen mehr Beachtung und Rücksichtnahme untereinander! Miteinander, füreinander da zu sein, sind für mich elementar. Hieraus ergeben sich vielschichtige Themen. Für mich. Für jeden Einzelnen von uns. Danke MDR, danke Frau Prof. Wille.

Horst Wehner, Sozialverband VdK Sachsen

„Für Blinde und Sehbehinderte ist das Angebot im MDR recht gut, aber definitiv noch ausbaubaufähig. Dieses Treffen erachte ich als richtig und wichtig um weiterhin positiv im Dialog zustehen um die Barrierefreiheit weiter voranzutreiben.“

Daniel Martin, Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen

„Das Spitzentreffen gehört jedes Jahr zum festen Bestandteil der Arbeit der Behindertenverbände in Mitteldeutschland, um sich über die Fragen zur Barrierefreiheit im MDR mit der Intendantin, aber auch mit allen anderen Verantwortlichen in diesem Prozess auszutauschen. Daraus erwächst Vertrauen und gegenseitige Achtung für die Leistungen, die dabei erbracht werden. Denn nur wenn die Menschen mit Behinderungen selbst ihre Forderungen und Wünsche in die Mediengestaltung einbringen, führt dies zum Erfolg. Für die Schwerhörigen und Ertaubten in Sachsen ist der umfangreiche Anteil der Untertitelung im MDR ein großer Vorteil, der umfassend genutzt wird. Deshalb sollten weitere Sendungen mit einem hohen Beliebtheitsgrad untertitelt werden. Ein gewaltiger Durchbruch wäre die Trennung von Sprache und Nebengeräuschen oder Begleitmusik in den Sendungen, um jeden Hörgeschädigten, nach seiner Beeinträchtigung entsprechend ein optimales Sprachverständnis zu ermöglichen. Es ist gut, im Miteinander immer wieder Lösungen für noch mehr Barrierefreiheit zu entwickeln.“

Dr. Matthias Müller, Landesverband der Schwerhörigen und Ertaubten Sachsen

„Ich finde es gut, dass bereits viele Ideen aus den Verbänden für noch mehr Barrierefreiheit umgesetzt wurden. Nach meiner Einschätzung sollten andere Sender dem Vorbild MDR folgen und noch mehr für die Inklusion tun. Das jährliche Spitzentreffen sehe ich nicht nur als Austausch mit dem MDR, sondern auch als ein Netzwerktreffen aller Verbände, um sich gemeinsam auszutauschen.“

David Wolf, Sozialverband VdK Hessen-Thüringen

„Der MDR zeigt mit diesem Treffen sehr großes Interesse an der Barrierefreiheit für Menschen mit Einschränkungen. Der MDR tritt aktiv in den Dialog mit Betroffenen und bemüht sich sehr um den praktischen Abbau von Barrieren. Dafür möchten wir herzlich danken!“

Torsten Bierwagen und Stephanie Kühne-Grolle, Deutscher Schwerhörigenbund, Landesverband Mitteldeutschland

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