Leipzig (ots) –
Kerzen waren das Symbol der Friedlichen Revolution im Herbst `89, die von Leipzig ausging. Kerzen und Licht stehen daher auch am 9. Oktober 2024 im Zentrum des Erinnerns. Dem 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution widmet Leipzig ein herausragendes Programm. Aus diesem Anlass findet das Lichtfest Leipzig am 9. Oktober 2024 von 19 bis 24 Uhr auf dem gesamten Innenstadtring entlang der authentischen Demonstrationsroute statt. Über 20 lokale, nationale und internationale Künstlerteams greifen die historischen Ereignisse auf und machen sie im öffentlichen Raum erlebbar: Spektakuläre Mappings, Projektionen, Musik, Performance und andere Interventionen werden Zehntausende begeistern und berühren. Auch mehrere Partnerstädte Leipzigs sind mit eigenen Projekten vertreten: Frankfurt am Main, Krakau, Lyon und Brünn. Eine riesige Kerzen-89, traditionell von den Besucherinnen und Besuchern mit tausenden Lichtern bestückt, wird auf dem Augustusplatz stehen. 2024 heißt es zudem „Lichtfest XXL“: Im Jubiläumsjahr sind fünf Lichtprojekte über den Lichtfestabend hinaus bis zum Wochenende zu sehen (10.-12. Oktober, 19-23 Uhr).
Weitere Höhepunkte am 9. Oktober sind der gemeinsame Festakt von Freistaat Sachsen und Stadt Leipzig im Gewandhaus u.a. mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Marianne Birthler, frühere DDR-Bürgerrechtlerin und ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, als Redner sowie das Friedensgebet in der Nikolaikirche.
Höhepunkte am 9. Oktober 2024:
14.30 Uhr Festakt, Gewandhaus zu Leipzig (Liveübertragung ARD)
17 Uhr Friedensgebet, Nikolaikirche Leipzig (livestream auf www.mdr.de)
19-24 Uhr Lichtfest Leipzig, gesamter Innenstadtring
Alle Informationen unter: www.lichtfest.leipziger-freiheit.de
Hintergrund: Der 9. Oktober 1989 in Leipzig – Tag der Entscheidung
Der 9. Oktober 1989 war der Durchbruch für die Friedliche Revolution und ein Schlüsselereignis der deutschen und europäischen Geschichte. Das Datum gilt als Katalysator für den Fall der Mauer am 9. November 1989 und schließlich die deutsche Wiedervereinigung 1990. 2024 jähren sich die Ereignisse zum 35. Mal. Der Mut der Demonstranten und der 9. Oktober sind in die Geschichte eingegangen. Mit dem Lichtfest Leipzig erinnert die Stadt alljährlich am 9. Oktober an die Friedliche Revolution im Herbst 1989.
Bereits seit 1982 hatten Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen regelmäßig zu Friedensgebeten in die Nikolaikirche eingeladen. Von hier gingen im September 1989 die Montagsdemonstrationen aus. Nach den Friedensgebeten versammelten sich am 9. Oktober – auch Tag der Entscheidung genannt – in der Leipziger Innenstadt schließlich über 70.000 Menschen, um mit den berühmten Rufen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ rund um den Innenstadtring zu demonstrieren. Mit Mut und Besonnenheit legten die Demonstranten den fortschreitenden Machtverlust der DDR-Funktionäre bloß, die befürchtete Militär-Offensive blieb aus. Das SED-Regime kapitulierte vor der friedlichen Übermacht der Bürgerinnen und Bürger. Der Mut jedes einzelnen Teilnehmers kann nicht hoch genug geschätzt werden. Der gewaltfreie Verlauf der Montagsdemonstrationen ist ein Glücksfall der Geschichte, oder, wie der damalige Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, im Rückblick einschätzte, „ein Wunder biblischen Ausmaßes“.
Die Friedliche Revolution in Leipzig – ganzjährig erkundbar:
Auch außerhalb des wichtigen Datums 9. Oktober können Gäste nicht nur bei Stadtrundgängen auf den Spuren der Friedlichen Revolution wandeln. Museen und andere Institutionen halten die Erinnerung an die Ereignisse an authentischen Orten lebendig.
Auswahl:
Nikolaikirche Leipzig:
Die Nikolaikirche Leipzig ist 1989 zum Symbol der Friedlichen Revolution geworden. Durch die montäglichen Friedensgebete, die auch heute noch jeden Montag 17 Uhr in der Nikolaikirche stattfinden, wurde die Nikolaikirche 1989 zum Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution. In der Südkapelle informiert eine Ausstellung dazu. Die vor der Kirche platzierte Säule erinnert mit ihrem klassizistischen Säulenmotiv aus dem Kircheninneren an jene Teilnehmer, die im Herbst ’89 in der überfüllten Nikolaikirche keinen Platz mehr fanden: https://www.nikolaikirche.de/friedensgebet/friedensgebete/
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Das Gebäude, in dem 40 Jahre lang die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit ihren Sitz hatte, beherbergt heute die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. In den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere können sich Besucher über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit informieren. Das authentische Umfeld ist weitgehend noch erhalten, um die Gäste etwas von der Arbeitsatmosphäre erahnen zu lassen, die bis 1989 in der „Runden Ecke“ herrschte. Linoleumfußboden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an den Türen und Fenstern, Kabelkanäle und alte Heizkörper sind noch im gesamten Museum zu sehen. Geschichte wird hier sicht- und greifbar. Führungen im Haus sowie Stadtrundgänge „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ ergänzen das Angebot. Träger der Gedenkstätte ist das Bürgerkomitee Leipzig e. V.: www.runde-ecke-leipzig.de
Open-Air-Ausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“
An 20 Originalschauplätzen in der Leipziger Innenstadt wird die Aufbruchstimmung in der DDR 1989/90 erlebbar. Als chronologischer Rundgang angelegt, verdeutlicht die Open-Air-Ausstellung der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, wie aus den oppositionellen Aktionen Einzelner eine Massenbewegung entstand, die die SED-Diktatur in der DDR zum Einsturz brachte und den Weg zur Deutschen Einheit freimachte. Die Stelen mit deutsch-englischen Texten und Bildern bieten einen Stadtrundgang der besonderen Art für alle, die sich über die Rolle Leipzigs als Stadt der Friedlichen Revolution informieren wollen: www.runde-ecke-leipzig.de
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Das Zeitgeschichtliche Forum thematisiert die Geschichte der deutschen Teilung, des Alltagslebens in der der DDR und des Wiedervereinigungsprozesses sowie die Herausforderungen, denen sich das wiedervereinigte Deutschland im 21. Jahrhundert stellt: Wie wächst Deutschland seit 1990 wieder zusammen? Was bewegt die Menschen heute? https://www.hdg.de/zeitgeschichtliches-forum
Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“
Seit 2012 gehören die Nikolaikirche, die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und der Leipziger Innenstadtring offiziell zu den Stätten des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“. Das Netzwerk vereint zwölf Orte und Stätten, die für Entstehung, Existenz und Überwindung von Mauer und Stacheldraht stehen. Leipzig ist der einzige der ausgewählten Orte, der nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegt, und verdeutlicht, dass der Fall des Eisernen Vorhangs ohne die Friedliche Revolution nicht möglich gewesen wäre: www.netzwerk-eiserner-vorhang.de
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