Köln (ots) –
Aus der menschlichen Stimme lässt sich vieles herauslesen, sagen Wissenschaftler. Computer sollen hören können, wann Menschen traurig oder glücklich, gesund oder krank sind. Schon jetzt werden unsere Gefühle in manchen Situationen getrackt, ohne dass wir es mitbekommen. Recherchen des ARD radiofeatures zeigen, dass die Emotionen von Anruferinnen bei manchen Service-Hotlines in Deutschland ohne ihr Wissen analysiert werden.
Internationale Tech-Konzerne arbeiten längst daran, die Stimme und das, was sie angeblich über den Menschen verrät, als Datenquelle zu erschließen. Damit lässt sich viel Geld verdienen. Ein Autorenteam hat zu Chancen und Risiken der KI-Emotionsanalyse mithilfe der Stimme recherchiert. „Abgehört – Doku über das Geschäft mit KI-Stimmanalyse“ heißt das ARD radiofeature, das ab Mittwoch, 04. Oktober 2023, in acht Wort- und Kulturwellen der ARD zu hören und im Internet unter www.ardaudiothek.de als Podcast verfügbar ist.
Der Einsatz von Emotionsanalyse ist rechtlich umstritten. Jurist Peter Wedde, Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences, hält die Analysen für unzulässig, da es sich im weitesten Sinne um Gesundheitsdaten handele, deren Verarbeitung strengen Voraussetzungen unterliege. Gleichzeitig warnen Arbeitnehmervertreterinnen davor, dass KI-gestützte Programme eine lückenlose Überwachung von Mitarbeitern ermöglichen.
Das ARD radiofeature zeigt auch die Chancen von Stimm-KI: Bald sollen Algorithmen aus wenigen gesprochenen Sätzen erkennen können, ob eine Person Depressionen hat oder Alzheimer entwickelt. Das soll auch für Parkinson, Multiple Sklerose, AIDS, ALS, Demenz oder Atemwegserkrankungen möglich sein. An solchen Anwendungen arbeiten auch Forschende in Deutschland.
Eine gesetzliche Regulierung von Künstlicher Intelligenz gibt es bislang nicht. In Europa soll künftig der sogenannte AI Act den Einsatz von KI regulieren. Noch ist darüber nicht entschieden. Kommission, Mitgliedstaaten und Parlament verhandeln über die endgültigen Inhalte. Ein Ergebnis wird frühestens Ende 2023 erwartet.
Rebecca Ciesielski ist Reporterin im AI + Automation Lab des Bayerischen Rundfunks. Sie berichtet darüber, wie Algorithmen und Automatisierung unser Leben und die Gesellschaft beeinflussen. In früheren Recherchen hat sie zusammen mit Kolleg:innen Fake-Webseiten und automatisierte Mitarbeiter:innen-Überwachung aufgedeckt und gezeigt, wie biometrische Daten Menschen in Afghanistan in Lebensgefahr bringen. Ihre Arbeiten wurden u. a. mit dem Journalismuspreis Informatik und dem Deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet.
Sammy Khamis ist investigativer Reporter im Team von BR Recherche. Seine bisherigen Arbeiten umfassen Missstände in der Musikindustrie, Radikalisierung von Corona-Protesten oder die interne Chat-Kommunikation der AfD in Bayern. Er begleitete die Aufstände in Ägypten ab 2011 journalistisch und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Simon Wörz ist Reporter beim Bayerischen Rundfunk in der Redaktion BR Recherche/BR Data. Für den BR arbeitete er an einem Podcast über die rechtsextreme Anastasia-Bewegung und recherchierte für Hörfunk, Fernsehen und Online über das Greenwashing der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Er hat die Deutsche Journalistenschule in München besucht.
Journalist:innen mit Zugang zur WDR-Presselounge können das ARD radiofeature ab sofort im dortigen Vorführraum hören.
Sendetermine:
MDR Kultur Mittwoch, 04. Oktober 2023, 22:00 Uhr
SWR Freitag, 06. Oktober 2023, 15:05 Uhr
BR 2 Samstag, 07. Oktober 2023, 13:05 Uhr
SR 2 Samstag, 07. Oktober 2023, 09:05 Uhr
Bremen Zwei (RB) Samstag, 07. Oktober 2023, 18:05 Uhr
NDR Info Sonntag, 08. Oktober 2023, 11:05 Uhr
WDR 5 Sonntag, 08. Oktober 2023, 13:04 Uhr
hr2-kultur Sonntag, 08. Oktober 2023, 18:04 Uhr
Redaktion: Johannes Berthoud (BR)
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks für das ARD radiofeature 2023.
Fotos finden Sie unter www.ard-foto.de
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Quelle: ots