Köln (ots) –
Zwölf Produktionen des WDR sind für den 60. Grimme-Preis nominiert. Wer von den insgesamt 64 nominierten Produktionen und Einzelleistungen schließlich die Auszeichnungen gewinnt, wird am 14. März bekanntgegeben.
Zwei WDR-Produktionen in der Kategorie Fiktion nominiert
Der WDR-Fernsehfilm „Nichts, was uns passiert“ (Gaumont für WDR, Redaktion: Henrike Vieregge) setzt sich intensiv mit den Folgen sexualisierter Gewalt auseinander: Nach einer Party mit viel Alkohol wird die 27-jährige Anna (Emma Drogunova) von dem ein Jahr älteren Jonas (Gustav Schmidt) vergewaltigt, sagt sie. Anna ist traumatisiert, erinnert sich an ihr „Nein“. Jonas dagegen erinnert sich an einvernehmlichen Sex. Die einzige, der sich Anna anfangs anvertrauen kann, ist ihre Schwester Daria (Katja Hutko), die ihr zur Anzeige rät. Schließlich erfährt auch das Umfeld von dem Vorwurf, und die Freund:innen müssen Position beziehen. Der Film zeigt auch, wie nahestehende Personen und die Gesellschaft reagieren, wenn eine Vergewaltigung plötzlich öffentlich wird. In weiteren Rollen sind u. a. Lamin Leroy Gibba, Shari Asha Crosson (Buch und Regie: Julia C. Kaiser).
Die sechsteilige Serie „Haus Kummerveldt“ (Goldstoff Filme GmbH/Outside The Club GmbH/Filmwerkstatt Münster e.V. für WDR/ZDF/ARTE, WDR-Redaktion: Andrea Hanke) ist eine historische Dramedy in moderner Punk-Pop-Gestaltung und mit schwarzem Humor. Es geht um weibliche Emanzipation im deutschen Kaiserreich des 19. Jahrhunderts. Luise von Kummerveldt (Milena Straube) will eine berühmte Schriftstellerin werden und damit auch der Langeweile und Engstirnigkeit des adligen Landlebens entfliehen. Als ihr Vater stirbt, wird ihr Bruder ihr Vormund. Er will sie zwingen, den Grafen von Mogge zu heiraten und die Schriftstellerei aufzugeben, worauf sich Luise in den Burggraben stürzt. In weiteren Rollen in „Haus Kummerveldt“ (Buch: Charlotte Krafft, Cecil Joyce Röski. Regie: Mark Lorei) sind Leonie Rainer, Marcel Becker-Neu, Wolf Danny Homann und Michael Goldberg zu sehen.
Sechs Nominierungen in der Kategorie Information & Kultur
„Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (WDR/rbb/ARTE, Buch: Mehmet Akif Büyükatalay, Cem Kaya, Regie: Cem Kaya, WDR-Redaktion: Jutta Krug) erzählt die Geschichte der türkischen Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter sowie ihrer Enkelkinder in Deutschland anhand ihrer musikalischen Kultur, die sich in ihrer besonderen Form so nur in Deutschland entwickelt hat. Cem Kaya entdeckt diese musikalische Kultur neu und eröffnet andere Perspektiven auf gesellschaftspolitisch relevante Themen wie Heimat, Identität und Partizipation. Der Dokumentarfilm „Aşk, Mark ve Ölüm“ („Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“) gewann bereits 2022 den Publikums-Preis der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin in der Kategorie Panorama.
Für die ARD Story „Inside Rheinmetall – Zwischen Krieg und Frieden“ (NDR/WDR, Buch und Regie: Klaus Scherer, WDR-Redaktion: Martin Suckow) hat der Reporter und Grimme-Preisträger Klaus Scherer sechs Monate lang einzigartige Einblicke in den Rheinmetall-Konzern erhalten, dessen Mitarbeitende sich zuvor über Jahrzehnte daran gewöhnt hatten, als Waffenbauer öffentlich eher gemieden, wenn nicht gar von Kritikern beschimpft zu werden. Wie erleben sie die neue Wertschätzung? Wie prägt die Zeitenwende ihren Alltag? Erstmals geht eine Langzeitreportage, quasi in Nahaufnahme, diesen Fragen nach. Scherer und sein Team sind dabei als Konzernchef Pappberger den Verteidigungsminister Ungarns empfängt, zeigen, wie in Rheinmetall-Fabriken an altem wie neuem Kriegsgerät hantiert wird, lassen sich die Funktionsweisen von Haubitzen und kinetischen Geschossen schildern, beschreiben Engpässe und Schwierigkeiten.
Die fünfteilige Doku-Serie „Capital B – Wem gehört Berlin?“ (Port au Prince/Fruitmarket für rbb/WDR/ARTE, Buch und Regie: Florian Opitz, WDR-Redaktion: Barbara Schmitz) illustriert die Geschichte Berlins seit dem Mauerfall 1989. Schnell entwickelte sich die Vision einer pulsierenden Metropole, allerdings gibt es bis heute vielfältige Konflikte um die Zukunft dieser Mega-City. Florian Opitz beginnt im November 1989 und geht der Frage nach: Wie wurde Berlin zur Stadt, wie wir sie heute kennen?
Der Dokumentarfilm „Drei Frauen – ein Krieg“ (EIKON Media/SD Cinematografica für rbb/WDR/ARTE, Buch und Regie: Luzia Schmid, WDR-Redaktion: Mathias Werth) porträtiert die drei Journalistinnen Lee Miller, Martha Gellhorn und Margaret Bourke-White und ihren Blick auf den Zweiten Weltkrieg. Grimme-Preisträgerin Luzia Schmid erzählt ausschließlich aus der Perspektive der Protagonistinnen, verwendet dafür nur ihre Fotos, Reportagen, Briefe und Tagebücher sowie seltenes, größtenteils ungesehenes Filmmaterial alliierter Kameraleute. Mit aller Macht zieht es die drei Frauen nach Europa. Sie erliegen zunächst der Faszination des Krieges und zahlen dafür einen hohen Preis. Sie sehen Opfer und keine Helden, werden Zeuginnen der Befreiung von Buchenwald und Dachau und blicken in allerletzte Abgründe menschlicher Grausamkeit.
Für die Reportage „Die Märtyrer-Kinder – Im Herzen des Nahostkonflikts“ (WDR, Buch und Regie: Shafagh Laghai, Lara Straatmann, Redaktion: Achim Pollmeier, Redaktionsleitung: Georg Restle) war ein Team des ARD-Magazins MONITOR über eine Woche lang in der Stadt Jenin im Norden des Westjordanlands und hatte die seltene Gelegenheit mit Menschen in Kontakt zu kommen, für die der Nahostkonflikt ein täglicher Kampf ums Überleben ist. Die Reportage, die am 20. April 2023 erstmals gesendet wurde, zeigt, warum die Gewaltspirale dieses Konflikts so eskaliert und wie aus palästinensischen Kindern immer wieder Gewalttäter und „Märtyrer“ werden.
Der Dokumentarfilm „We are all Detroit: Bochum – eine Stadt im Wandel“ (Filmpro- duktion Loekenfranke für WDR, Buch und Regie: Michael Loeken, Ulrike Franke, Redaktion: Jutta Krug) erzählt von einer gewichtigen Gemeinsamkeit: Die Autoindustrie hat sowohl Detroit als auch Bochum geprägt. Und sowohl der Beginn als auch das Ende der Autoindustrie in Bochum wurden in Detroit besiegelt. Im Film lernt man die Bewohner:innen kennen, die von den Entwicklungen betroffen sind und deren Lebensrealität davon bestimmt wird, als auch jene, die große Versprechungen und Visionen für eine mehr als ungewisse Zukunft verkünden. Die filmische Reise durch die beiden Städte wird zu einer Reise in die Herzen ihrer Menschen.
Besondere journalistische Leistungen
Die Redaktion des ARD-Politmagazins „MONITOR“ (WDR) wurde für die herausragenden Recherchen zum Thema Migration für besondere journalistische Leistungen nominiert. Redaktionsleitung: Georg Restle.
Eine Nominierung in der Kategorie Unterhaltung
Der 30-minütige Film „Der zweite Kurzschluss“ (btf für WDR/SWR, Buch: Claudius Pläging, Regie: Michael Binz, WDR-Redaktion: Leona Frommelt) führt Bettina und Martin (gespielt von Anke Engelke und Matthias Brandt) nach einem Jahr erneut an Silvester zusammen. Auf einer Feier geraten beide in einen Konflikt mit weiteren Partygästen. Es kommt zum Eklat, und Bettina und Martin müssen sich im Raum des Hallenwarts verschanzen. Bis Mitternacht bleibt Zeit genug für ein Resümee des letzten Jahres und einen Realitätscheck. Der Kurzfilm ist die Fortsetzung des Films „Kurzschluss“ von 2022, bei dem die beiden Figuren ebenfalls an Silvester im Vorraum einer Kleinstadtbankfiliale eingeschlossen wurden. In weiteren Rollen sind Julika Jenkins, Thorsten Merten, Tina Seydel und Enno Kalisch zu sehen.
Zwei Nominierungen in der Kategorie Kinder & Jugend
Im Mittelpunkt der Kurzdokumentation „Bis morgen“ (ifs Internationale Filmschule für WDR, Buch: Kevin Biele, Mattea Steffens, Regie: Kevin Biele, Redaktion: Andrea Hanke) stehen die beiden Jungen Nick und Michi, zwei unzertrennliche Freunde. Während sie täglich durch die Straßen und Wiesen ihrer Nachbarschaft streifen, nehmen sie ihre Umwelt wahr, reden über Schule und Erinnerungen und schweigen sich an. Doch als Michi Nick mit einer unerwarteten Nachricht überrascht, versuchen sie diese auf ihre Art zu verdrängen.
Für „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR, Buch: Birgit Quastenberg, Redaktion: Nils Wohlfarth) reist Moderatorin Siham El-Maimouni nach Marokko, in das Heimatland ihrer Eltern. In der zweiteiligen Sommerreise geht es für sie unter anderem in die nordöstliche Provinz Nador, wo ihre Eltern geboren sind. Weiter geht es in den hohen Atlas. Dort besucht Siham unter anderem eine Schule, in der die Kinder in drei Sprachen unterrichtet werden: auf Arabisch, Französisch und auf Tamazight, der Sprache der Berberstämme im Hohen Atlas. In einer riesigen Steinwüste in der Nähe von Ouarzazate, im Süden Marokkos, berichtet sie über den Standort eines der größten Solarkraftwerke der Welt.
Jubiläumsjahr 2024 des Grimme-Preises
Die Kommissionen des Marler Grimme-Instituts wählten aus über 750 Einreichungen 64 Produktionen und Einzelleistungen aus. Ab 27. Januar kommen die Jurys zusammen, die bis zu 16 Grimme-Preise vergeben können.
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Quelle: ots