Unsere Stimme lässt sich als mächtiges Werkzeug einsetzen und kann dabei gezielt trainiert werden. Oft ist es viel wichtiger, wie etwas gesagt wird, als was gesagt wird. Auch unsere Wahrnehmung von anderen Menschen wird von der Stimme beeinflusst. Die Einschätzung der Kompetenz, Emotionen, Gemütszustand und Absichten lassen sich daraus ableiten.
Inhaltsverzeichnis
Wie die Stimme entsteht
Auch wenn gewöhnliches Sprechen meist keine Anstrengung erfordert, ist es für den Sprechapparat Schwerstarbeit. Bei jedem Ton werden die Stimmlippen viele Male in der Sekunde geöffnet und geschlossen. Der Ton „A“ beispielsweise hat eine Frequenz von 440 Hertz, was bedeutet, dass sich auch die Stimmlippen 440-mal pro Sekunde öffnen und schließen, um diesen Ton als Schallwelle mit 440 Schwingungen pro Sekunde zu erzeugen. Männer sprechen mit einer Grundfrequenz von 130 Hertz, bei den Frauen sind es etwa 190 Schwingungen pro Sekunde. Je nach Tonhöhe werden die Muskeln um die Stimmlippen herum unterschiedlich stark gefordert. Bei tiefen Tönen bleiben die Muskeln locker, während sie sich bei hohen Tönen zusammenziehen.
Sprachmelodie und vokaler Fingerabdruck
Jede Stimme hat eine individuelle Sprachmelodie. Auch das Sprachtempo, verschieden hohe Grundtöne, Dehnungen und Obertöne sind einzigartig. Jeder Mensch hat diesbezüglich ein anderes Muster, vergleichbar mit den Klangfarben von Instrumenten. Ein Klavier und eine Geige können bei dem Ton „A“ auf der gleichen Frequenz schwingen, doch lässt sich genau erkennen, um welches Instrument es sich jeweils handelt. So hat jeder Mensch einen einzigartigen Klang, sozusagen einen vokalen Fingerabdruck.
Die Stimme als Türöffner und Verräter
Auf den Wahrheitsgehalt von Worten kann man sich nicht immer verlassen, jedoch gibt die Stimme schon mehr Aufschluss darüber, was hinter den Worten steckt. Die Stimme dient nicht nur als eindeutiges Erkennungsmerkmal, sondern gibt auch Aufschluss über die Persönlichkeit, Emotionen und momentane Gemütslage. Über die Stimme lässt sich ein Zugang zu den Gefühlen des Gesprächspartners herstellen. Mit ihr lassen sich „Brücken bauen“, „Eis brechen“ und auch „Türen öffnen“. Bei vielen Berufen, in denen andere Menschen „gewonnen“ werden müssen, gehört die Stimme zum Kapital. Schauspieler, Sänger, Redner, Sprecher für Werbung oder Politiker sind typische Beispiele dafür.
Als Verräter entlarvt die Stimme auch die Gemütslage sowie Absichten eines Sprechenden. Interessant ist, wie sich die Stimme je nach Situation verändert. Ist jemand traurig oder in einem schlechten Zustand, erschlafft die Sprechmuskulatur automatisch, die Stimmlippen vibrieren sanfter und reagieren langsamer. Die Stimme wird tiefer, kraftloser und weniger deutlich. Flach und monoton wird die Stimme hingegen bei Desinteresse oder Frust. Bei Stress oder Nervosität klingt die Stimme gepresst und dünn, die Kehle schnürt sich zu, wie man auch sagt.
Die Stimme trainieren: Einfache Übungen
Um seine Stimme regelmäßig zu trainieren oder optimal für eine Rede, ein wichtiges Gespräch oder einen Auftritt vorzubereiten, können die folgenden Übungen für den gewünschten Effekt sorgen:
Summen:
Durch die Nase langsam einatmen und wieder ausatmen. Beim Ausatmen ein kräftiges und lautes „Mmmm“ summen. Während der Übung berühren sich die Lippen dabei kaum. Der Effekt: Mehr Klanggefühl und das Volumen sowie die Resonanz der Stimme erhöhen sich.
Gähnen:
Dadurch senkt sich der Kehlkopf, der Resonanzraum wird größer und die Stimmmuskulatur entspannt sich. Die Stimme ist befreiter, klarer und etwas tiefer.
Aufrichten:
Die Bauchatmung ist für die Luftversorgung der Stimme entscheidend. Durch Aufrichten und Entkrampfen entsteht im Zwerchfell mehr Freiraum.
Entspannung:
Ein überzeugendes Stimmvolumen lässt sich ohne Anstrengung herstellen. Die Stimme sollte nie gepresst werden, sondern aus dem Bauch strömen.
Abwechslung:
Eine überzeugende Sprache bzw. Rede variiert in Rhythmus, laut, leise, schnell, langsam und bringt verschiedene Sprachmelodien zum Ausdruck.
Trinken:
Viel Trinken hält die Stimme geschmeidig.