„ttt – titel thesen temperamente“ (NDR) / am Sonntag, 11. Februar 2024, um 23:35 Uhr

München (ots) –

Die geplanten Themen:

Kunst im Krieg – Atelierbesuch in Kiew

Oft übernachtet er mit der ganzen Familie im Atelier, mitten in Kiew: Dort sind die Wände dicker als in der Wohnung und bieten nicht nur den Menschen, sondern auch der Kunst Schutz. Denn Kunst macht Oleksiy Sai immer noch, trotz des Krieges – jetzt erst recht, wenn auch anders als vorher. Sein Stil hat sich komplett verändert, statt farbenfroher, grafischer Werke malt er jetzt düstere Gemälde mit schwarzem Rauch und Einschusslöchern. Doch allein die Tatsache, dass er Kunst macht, ist ein Akt des Widerstandes gegen Putin, der mit seinem Angriffskrieg auch die ukrainische Identität und Kunst zerstören will. Doch wie lebt es sich als Kunst- und Kulturschaffende im beginnenden dritten Kriegsjahr?

„ttt“ ist auf Atelierbesuch in Kiew: bei Oleksiy Sai und Anna Zvyagintseva. Sie vertrat die Ukraine 2015 mit auf der Kunstbiennale in Venedig und hat mit dem Beginn des Krieges in ihrer Kunst auf die Geschehnisse in ihren Installationen reagiert. Derzeit arbeitet sie an Gemälden, während immer mehr Angriffe auch auf Kiew stattfinden.

Kein Unfall der Parteigeschichte – Trump und die Republikaner

Hat Donald Trump die Partei der Republikaner gekapert? Oder ist er vielmehr die Konsequenz einer jahrzehntelangen Radikalisierung? Diese These vertritt die Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt in ihrem Buch „Die Brandstifter. Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen“. Detailreich und fundiert beschreibt sie, wie Politiker wie Barry Goldwater, Ronald Reagan oder Newt Gingrich damit begannen, die Partei zu radikalisieren. Offener Rassismus, Anbiederung an Evangelikale, der Einfluss auf Nachrichten und die Zusammenarbeit mit rechten Thinktanks veränderten die Republikaner grundlegend. Was wir heute mit Trump erleben, so Brockschmidt, ist das Endprodukt eines langen Prozesses, der die amerikanische Demokratie existentiell bedroht. Das Buch erscheint am 13. Februar.

„The Zone of Interest“ – Gefeierter Spielfilm über das Ehepaar Höß

Man kann es sich kaum vorstellen: Das traute Familienheim Mauer an Mauer mit der Hölle von Auschwitz. Doch so war es. Der Lager-Kommandant Rudolf Höß lebte mit seiner Ehefrau Hedwig und den Kindern in einer Villa neben dem KZ, und gemeinsam verwirklichten sie sich den Traum der aufstrebenden Musterfamilie im NS-Staat. Der Spielfilm „The Zone of Interest“, nominiert für fünf Oscars, erzählt diese Geschichte mit Christian Friedel und Sandra Hüller in den Hauptrollen. Was im Konzentrationslager passiert, wird im Film nicht gezeigt, aber durch Schreie und Geräusche ist das Grauen immer präsent. „The Zone of Interest“ ist gespenstisch, gewagt und absolut sehenswert. Der Film kommt am 29. Februar ins Kino, „ttt“ spricht mit den beiden Hauptdarstellern.

Mit Humor gegen Hitler – Wiederentdeckung des deutsch-jüdischen Autors Curt Bloch

Es gab jeweils nur ein Exemplar: 95 Magazine, schmale Hefte, in Postkartengröße, voller widerständigem Humor. Dabei waren diese Magazine des deutsch-jüdischen Autors Curt Bloch schon Widerstand an sich: gegen die Nationalsozialisten, das erzwungene Leben im Untergrund, die ständige Angst, im holländischen Versteck. Produziert hat sie Curt Bloch von 1943 bis 1945. Danach hat er die Hefte binden lassen und mit in die USA genommen. Hier hat er mit seiner Frau Ruth, die Auschwitz überlebt hat, ein neues Leben aufgebaut, Familie gegründet. Erst jetzt werden die Magazine der Öffentlichkeit gezeigt, in einer Ausstellung im jüdischen Museum in Berlin: „Mein Dichten ist wie Dynamit“ (9.2.-26.5.2024). „ttt“ hat Ruth und Simone Bloch in New York besucht – und mit ihnen über den kreativen Widerstand von Curt Bloch und das Überleben gesprochen

Zeichner, Grafiker, Erzähler – Christoph Niemann im Mannheimer Kunstverein

Er hat den Mannheimer Kunstverein in ein Gesamtkunstwerk verwandelt: auf dem Boden ein riesiger Stadtplan, an den Wänden Zeichnungen und hintersinnige Fotocollagen sowie Illustrationen. Publikumsliebling Christoph Niemann hat auf seinem Instagram-Kanal über eine Million Follower, wie kein anderer zeichnet er mit viel Witz und überbordender Kreativität, immer mit Bleistift oder Pinsel. Künstliche Intelligenz sei aber nichts für ihn, sagt er: „KI ist eine Abkürzung, macht Dinge effizienter, Kunst hat aber nichts mit Effizienz zu tun, eher mit dem Gegenteil. Mich interessiert der kreative Prozess, den kann man nicht vorspulen.“ Die Ausstellung „Christoph Niemann Kontrast“ läuft vom 11.2.-28.4.2024.

Moderation: Siham El-Maimouni

„ttt – titel thesen temperamente“ ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.

Redaktion: Edith Beßling, Christine Gerberding, Niels Grevsen, Annette Plomin, Melanie Thun (NDR)

Pressekontakt:
ARD-Programmdirektion/Presse und Information
E-Mail: [email protected]
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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