Mainz (ots) –
Im Rahmen von „WissenHoch2“ unternimmt 3sat mit der Wissenschaftsdokumentation „Smarte Insekten – wie winzige Gehirne Geniales leisten“ am Donnerstag, 12. Oktober 2023, 20.15 Uhr, eine Reise in den Mikrokosmos der Insekten. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt „scobel – Emergenz: Das verborgene Prinzip des Lebens“. Für das Prinzip emergenter Systeme wie Bewusstsein oder Ameisenkolonien gibt es bislang keine Erklärung. Es beschreibt, wie aus einzelnen, gut erklärbaren Systemen überraschend komplexe Eigenschaften und Strukturen entstehen können.
„Papierwespen sind so zickig wie die Protagonisten der Streaming-Serie ‚Game of Thrones'“
Verhaltensbiologin Elizabeth Tibbetts von der Universität von Michigan wundert sich immer wieder, wie viel ihre Papierwespen lernen und verstehen: Die Tiere können Gesichter abspeichern, Kämpfe von Gegnerinnen analysieren und strategisch denken. Sogar Denksportaufgaben, die selbst Kleinkinder nicht lösen können, bewältigen sie. Hummeln, die mit ihnen verwandten Bienen und Papierwespen sind nur drei von fast einer Million Insektenarten weltweit. Aber bei diesen Spezies ist sich die Wissenschaft einig: Das Bild von roboterhaften Wesen ohne Intelligenz, die nur zum Fressen, zum gefressen werden oder zum Zeugen von Nachwuchs existieren, ist veraltet. Ohrwurmbabys mit einer Lebenserwartung von circa einem Jahr lernen offenbar von ihren Müttern die richtige Brutpflege. Was noch überraschender ist: Insekten eines Geleges können sogar unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale ausprägen. Bei Meerrettichblattkäfern etwa sind manche mutiger als ihre Artgenossen. Und „Papierwespen sind so zickig wie die Protagonisten der Streaming-Serie ‚Game of Thrones'“, hat Evolutionsbiologin Elizabeth Tibbetts beobachtet. Die Tiere würden Intrigen schmieden, Kolleginnen verraten, und der Kampf um die Rolle der Königin würde bis aufs Blut ausgetragen.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile: Emergenz
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung „scobel – Emergenz: Das verborgene Prinzip des Lebens“. Die Wissenschaft beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Phänomen der Emergenz. Es beschreibt, wie aus einzelnen, gut erklärbaren Systemen überraschend komplexe Eigenschaften und Strukturen entstehen können. In der Natur sind diese bemerkenswerten Phänomene nahezu überall zu beobachten: Ameisen, die in riesigen kollektiven Formationen ohne zentrale Steuerung agieren oder die Nervenzellen des Gehirns, die im Zusammenschluss die Grundlage des Bewusstseins bilden. Auch in Gesellschaft und Wirtschaft gibt es emergente Systeme: Das Prinzip zeigt sich in der Eigendynamik einzelner Gruppierungen bis hin zur Entstehung globaler gesellschaftlich-kultureller Phänomene wie Religion, Wirtschaft und sozialer Trends. Aktuell wird das Emergenzprinzip im Zusammenhang mit Technologie und künstlicher Intelligenz immer bedeutender. Komplexe neuronale Netzwerke zeigen emergentes Verhalten, erkennen und erschaffen neue Muster ohne menschliches Zutun. Gert Scobel diskutiert mit der Physikerin und Professorin für die Theorie neuronaler Systeme Viola Priesemann, dem Philosophen und Kognitionsforscher Achim Stephan sowie dem Physiker und Komplexitätsforscher Stefan Thurner.
„WissenHoch2“ – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.
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Quelle: ots