Zugegeben, wenn man ein echter Fan einer sportlichen Disziplin ist, dann übt diese immer einen großen Reiz beim Zusehen aus und hat einen hohen Unterhaltungswert. Legt man dies jedoch auf Menschen um, die nicht tief in der Materie stecken, dann teilt sich die Sportwelt messbar auf – in solche Sportarten, die einfach für beinahe jeden aus verschiedenen Gründen einen hohen Entertainmentfaktor aufweisen und solche, die „nur“ ihre Fans begeistern. Die wichtigsten der ersten Kategorie zeigen wir jetzt
Inhaltsverzeichnis
Fußball
https://www.youtube.com/watch?v=B7KlXiM-Dz0
Wer einmal in einem Fußballstadion war, wird das Erlebnis sicher nicht mehr vergessen. Einfach aus dem Grund, weil die Stimmung durch die Gesänge und dieses fiebrige Gefühl schlicht magisch ist.
Allerdings hat es einen anderen Grund, warum Fußball die mit Abstand beliebteste Sportart in den meisten Ländern der Welt und wirklich etwas für jeden Zuschauer ist: Dieser Sport kann zwar komplex sein und steckt natürlich voller Regeln. Jedoch muss man keine einzige davon kennen, um ein Fußballspiel intensiv genießen zu können. Man weiß einfach: Da ist das Tor, der Ball darf nur mit Füßen, Beinen, Brust und Kopf berührt werden und jeder Treffer gibt genau einen Punkt. Hinzu kommt die ständige Bewegung. Lange Auszeiten gibt es kaum, dafür findet das Auge immer Action.
Weiter erhöht wird der Entertainmentfaktor, weil so vieles auf den Sport ausgerichtet ist. Wer wetten will, benötigt keine jahrelange Erfahrung, sondern kann sich auf fundierte Informationen und Prognosen der Buchmacher verlassen; es gibt immer jemandem im engsten Umfeld, der einem alles erklärt und in vielen Weltgegenden hat der Fußball eine sehr starke soziokulturelle Verankerung.
Ebenfalls enorm wichtig: Fußball hat in jedem Land und in jeder Liga die exakt selben Regeln mit höchstens marginalen Unterschieden. Zudem gibt es in den wenigsten Ligen ein Playoff-System, das die Rankings verkompliziert. Ein Blick in die Tabelle und Torverhältnisse genügt deshalb immer.
Eishockey
https://www.youtube.com/watch?v=HSUdZ9sOQRU
Eishockey gehört zu denjenigen Teamsportarten, die beinahe dieselben Vorteile wie Fußball für sich ins Feld führen können. Warum dieser Sport jedoch einen so großen Entertainmentfaktor besitzt, liegt an seinen Besonderheiten: Im Vergleich zu vielen anderen Disziplinen ist Eishockey knallhart, oftmals fliegen sogar auf dem Eis die Fäuste – zwar offiziell nicht erlaubt, jedoch nicht wirklich hart sanktioniert.
Das mag auf manche archaisch wirken, vielleicht sogar unsportlich. Tatsächlich ist es für viele jedoch wie ein Ventil, wenn zwei Spieler nach einem tatsächlich unsportlichen Verhalten oder einem Disput auf dem Eis die Handschuhe ausziehen und „in den Ring steigen“ können.
Hinzu kommt das enorm hohe Tempo mit einem vergleichsweise kleinen Puck. Dadurch sind Konter hier wohl schneller als in den meisten anderen Sportarten. Ein Spiel bleibt deshalb, sofern es nicht sehr einseitig ist, bis fast zum Schluss hochspannend – und obendrein fallen durch die Natur oftmals vergleichsweise viele Tore.
American Football
Es dürfte wohl nur wenige andere Sportarten geben, zu denen selbst Männer mit mehr als 150 Kilo Lebendgewicht Zugang haben und dort sogar elementar wichtig sind. Und auch nur wenige andere Disziplinen sind durch ihre hochkomplexe Strategie und Taktik so sehr mit Schach zu vergleichen.
Zugegeben, American Football ist alles andere als leicht zu verstehen, selbst wenn es in der Basis nur darum gehen mag, innerhalb von vier Versuchen mindestens zehn Yards weit zu kommen, um dadurch weitere vier Versuche zu erhalten, bis man den Ball in die Endzone (6 Punkte) trägt oder durchs Tor treten kann (3 Punkte). Obendrein unterscheiden sich die Regeln zwischen beispielsweise NFL-Profiliga und dem nicht minder beliebten College-Football an einigen Stellen.
Was den hohen Entertainmentfaktor von Football ausmacht, liegt jedoch in der ständigen Dualität: Wenn Bewegung in die Sache kommt, dann wird es hektisch, sehr schnell und knallhart. Dann jedoch schließt sich sofort eine Phase der Neuaufstellung an, bis es wieder heißt HUT, HUT! und der Ball erneut in Bewegung gerät.
Damit ist Football eine der ganz wenigen Teamsportarten, die praktisch rundenbasiert ablaufen. Das macht es viel einfacher für den Zuschauer, weil er nicht ständig volle Aufmerksamkeit. Es bleibt einfach mehr Zeit, sich zu unterhalten, zu fachsimpeln und sich zu sammeln. Dass Football ebenfalls ein knüppelharter körperlicher Sport ist, kommt noch hinzu – selbst wenn hier keine Fausttänze gestattet sind. Und sowieso gilt: Wenn der Super Bowl läuft, ist das größte sportliche Entertainment-Feuerwerk eines jeden Jahres samt einer fulminanten musikalischen Halbzeitshow perfekt.
Boxen
Es gibt verschiedene Sportarten, bei denen es darum geht, seinen Gegner mit gezielten Tritten und Schlägen buchstäblich „weichzuklopfen“, bis man entweder nach Punkten oder durch KO gewinnt. Doch nicht jede davon ist für alle Zuschauer geeignet, selbst wenn sie einen großen Entertainmentfaktor aufweisen mag. Einfach, weil so manche Disziplin schlicht für viele Menschen ein wenig zu roh und gewalttätig ist – auch, aber nicht ausschließlich auf UFC bezogen.
Boxen ist dagegen durch seine Regeln die vielleicht harmonischste Art und Weise, derartig brutale Gewalt in ein Korsett zu packen, durch das der Sport niemals droht, in eine disziplinlose Schlägerei abzudriften. Anders formuliert: Die beiden Athleten schlagen sich natürlich nach Strich und Faden. Sie tun es aber niemals in einer Weise, die Schlimmstes befürchten lässt. Es gibt keine Momente, in denen sich Empfindsame abwenden müssen.
Gleichsam schafft es dieser Sport jedoch, trotzdem harte Action zu liefern – und dies sogar auf verschiedenen Ebenen. Wer schwere Treffer sehen will, der schaut eher in Richtung Schwergewichtsboxen; wer dagegen flinke, fast schon nach asiatischem Kampfsport anmutende Fights erleben möchte, schaut sich eben Kämpfe der leichteren Klassen an.
Zudem gibt es kaum ein Regelwerk, das ein Zuschauer wirklich kennen müsste. Im Zweifelsfall heißt es so lange die Deckung des Gegners mit den Fäusten zu durchdringen, bis dieser benommen zusammensackt. Simpler geht es nicht und auch das macht natürlich einen enormen Reiz aus.
Hundert Meter Sprint
https://www.youtube.com/watch?v=zCk2RnPX_3g
Prinzipiell sind viele Laufdisziplinen mit einem guten Entertainmentfaktor versehen. Wenn es allerdings um das Erlebnis selbst für Menschen geht, die nicht sonderlich von Leichtathletik angetan sind, dann dürfte der Hundert Meter Sprint kaum zu toppen sein.
Das liegt schlicht daran, dass der Sprint die gesamte Lauf-Action auf einen Bereich von nur etwa zehn Sekunden eindampft. Alles, was sich bei den größeren Distanzen auf einen deutlich längeren Zeitraum verteilt, geschieht hier innerhalb weniger atemloser Sekunden. Dadurch ist diese Disziplin die mit Sicherheit Ereignisreichste des Laufsports. Zudem bleibt nur wenig Raum für Fehler und wer hier gewinnt oder gar Rekorde feiert, darf sich rühmen, der in Sachen Höchstgeschwindigkeit tatsächlich schnellste Mensch der Erde zu sein.
Biathlon
https://www.youtube.com/watch?v=uaqrRSg95iU
Schießsport an sich gehört sicherlich zu denjenigen Sportarten, die eher etwas für eingefleischte Fans unter den Zuschauern sind, als für die breite Allgemeinheit – denn einmal abgesehen von den olympischen Tontaubendisziplinen sowie dem sehr actionreichen IPSC-Schießen sind die meisten Schießarten sehr statisch. Schwierig zwar für die Sportler, aber nicht wirklich unterhaltsam für viele Zuschauer.
Wird ein so statisches Schießen allerdings durch eine sehr athletische Wintersportdisziplin nicht nur um einen sehr ereignisreichen Teil ergänzt, sondern durch dessen Anstrengungen ziemlich erschwert, dann entsteht ein Sport, der schon beim bloßen Zuschauen wirklich Spaß macht.
Der Ski-Langlauf ist schon traditionell eine Disziplin, die zuschauerfreundlich ist. Dadurch jedoch, dass es unsagbar schwierig wird, mit klopfendem Herz und pumpenden Lungen noch auf solche Distanzen treffsicher zu schießen, wird daraus ein faszinierender Mix aus klassisch athletischer Sportart und Geschicklichkeitswettbewerb. Das gilt selbst dann, wenn es beim Schießen in diesem Sport nicht um das allerletzte bisschen Trefferleistung geht, sondern jeder Treffer zählt, sobald die Scheibe erwischt wurde – ungleich zu anderen Schießdisziplinen.
Fazit
Es gibt Sportarten, die machen vor allem denjenigen Zuschauern Spaß, die sich sowieso schon für diese Disziplin begeistern. Außenstehende müssen jedoch erst einmal eine Leidenschaft entwickeln, um hier mit ähnlichem Genuss als Zuschauer dabei sein zu können. Umgekehrt existieren jedoch einige Disziplinen, bei denen man sich einfach auf die Tribüne stellen, vor den Fernseher setzen und genießen kann – ohne die Regeln genauer zu kennen, ohne Favoriten und Underdogs zu kennen.
Solche Sportarten zeichnen sich zwar oftmals durch Tempo und Action aus, das ist jedoch kein zwingendes Kernkriterium. Vielmehr ist es eine gute Mischung zwischen einfacher Zugänglichkeit und leichtverständlichem Grundprinzip. Wenn dann allerdings noch möglichst dauerhafte Action hinzukommt, steigt der Entertainmentfaktor unter die Decke.