München (ots) –
Er ist Weltmeister als Spieler und Trainer, Vater des WM-Sommermärchens 2006, Werbeikone und Weltstar: Franz Beckenbauer, Legende des deutschen Fußballs. Der „Kaiser“ prägte das Bild der Bundesrepublik in der Welt wie wenige. Ein Mann, dem lange alles gelungen ist, ein Mensch mit einer außergewöhnlichen Aura und einem bewegten Privatleben, ein Fußballer, der weltweit zu den Größten gezählt hat: Heute lebt er zurückgezogen in Salzburg, nachdem ihn private Schicksalsschläge und Korruptionsvorwürfe um die WM-Vergabe 2006 schwer getroffen haben.
Die Dokumentation „Beckenbauer“, eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, blickt auf ein einzigartiges Leben. Diese Sportler-Biografie der BR-Autoren Philipp Grüll (Redaktion Politische Magazine/Dokumentationen) und Christoph Nahr (Sportredaktion) ist auch eine Reise durch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Neben dem Sportler, Trainer und WM-Organisationschef steht auch der Mensch Franz Beckenbauer im Fokus. Die beiden Autoren haben für ihre Dokumentation unzählige Stunden an Archivmaterial und zigtausende Fotos ausgewertet, sie haben enge Wegbegleiter, Mannschaftskameraden, Gegner, Ex-Spitzenpolitiker, ehemalige Lebenspartnerinnen und seinen Bruder interviewt. Das Ergebnis ist ein 90-minütiges Porträt einer einzigartigen Sportlerpersönlichkeit, die lange nur Licht kannte und spät mit Schatten leben lernen musste.
„Er war der Beste zu seiner Zeit und es ist kein Besserer nachgekommen“, sagt Günter Netzer über seinen Freund und langjährigen Teamkollegen in der Nationalmannschaft. „Franz stand in der Hierarchie ganz oben und dann kam der Rest“, erzählt Paul Breitner, der mit Beckenbauer beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft zahlreiche Titel gewann. Der ehemalige US-Nationalspieler und spätere Teamkollege bei Cosmos New York, Werner Roth, erinnert sich bis heute an das WM-Finale 1966, als er Franz Beckenbauer erstmals im Fernsehen sah: „So wie er wollte ich spielen, weil er einfach so unglaublich war, so elegant, so makellos.“ Entertainer Harald Schmidt ergänzt schmunzelnd: „Er schwitzt ja nicht“.
Die Krönung des Kaisers in „seinem sportlichen Wohnzimmer“, dem Münchner Olympiastadion am 7. Juli 1974 war der Gewinn der Weltmeisterschaft: Dies ist der absolute Höhepunkt für den Fußballer Franz Beckenbauer.
Doch der Kapitän der Nationalmannschaft löst auch manchen Skandal aus. 1977 verlässt er seine Familie und geht mit der Fotografin Diana Sandmann in das Fußball-Entwicklungsland USA. „Er konnte das erste Mal eigentlich wirklich wie ein freier Mensch leben“, sagt Sandmann über die Zeit in New York. Hier kann er sich weitgehend unerkannt und frei bewegen und sein Leben neu ordnen, hier, weitab der Heimat, kann auch sein Bruder Walter wieder Kontakt mit ihm aufnehmen. Im Central Park sprechen sie sich aus – nach Jahren der Entfremdung. Danach sei Walter „der glücklichste Mensch auf der Welt“ gewesen. „Plötzlich wusste ich wieder: Jetzt nimmt er Dich wieder wahr.“
Zurück in Deutschland beendet Franz Beckenbauer beim Hamburger SV seine Karriere als Fußballprofi. Die Erfolgsstory geht weiter: Ohne je einen Trainerschein gemacht zu haben übernimmt er wenig später die Nationalmannschaft und holt 1990 mit ihr in Rom den WM-Titel. Er ist damit eine von nur drei Persönlichkeiten in der Geschichte des Fußballs, die als Spieler und später auch als Trainer Weltmeister wurden. Es folgen weitere Titel mit dem FC Bayern: 1994 Deutscher Meister und 1996 UEFA-Pokalsieger. Und schließlich ist Beckenbauer maßgeblicher Architekt des Sommermärchens 2006. Alles scheint ihm zu gelingen, alles scheint man ihm zu verzeihen. Doch 2015 wendet sich das Blatt.
Der „Spiegel“ bringt ans Licht, dass es rund um die WM-Vergabe 2006 dubiose Geldflüsse gab und Franz Beckenbauer gerät als ehemaliger Chef des Organisationskomitees unter massiven Druck. Der Vorwurf der Korruption steht im Raum. In der Dokumentation „Beckenbauer“ äußert sich „Spiegel“-Journalist Gunther Latsch zu seinen Recherchen und Franz Beckenbauers Manager Marcus Höfl nimmt erstmals ausführlich vor einer Fernsehkamera Stellung zu den Vorwürfen.
Neben weiteren engen Weggefährtinnen und Weggefährten wie seiner geschiedenen Ehefrau Sybille Beckenbauer oder Lothar Matthäus kommen drei Spitzenpolitiker zu Wort, die Franz Beckenbauer als Fußballfans erlebten und später im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft 2006 mit ihm zusammengearbeitet haben: die ehemaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Otto Schily sowie Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer. Für Schily ist Beckenbauer bis heute „eine Ikone“. Schäuble sagt mit Blick auf die WM 2006: „Er hat sicherlich auch Fehler gemacht, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig.“ Und Fischer kommt zu dem Schluss: „Er ist nicht angetreten als Heiliger, ich habe nie einen Heiligen in ihm gesehen, sondern einen Menschen.“
Ergänzender Podcast in der ARD Audiothek ab 2. Januar 2024 – mit Sebastian Bezzel
Ergänzend zur TV-Doku erscheint der vierteilige Podcast „Beckenbauer – Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel“. Der bekannte Schauspieler und Fußballfan Sebastian Bezzel führt als Host durch das Leben von Franz Beckenbauer. In der ARD Audiothek gibt es ab dem 2. Januar 2024 alle Folgen und überall sonst, wo es Podcasts gibt, eine neue Folge pro Woche.
Für akkreditierte Journalisten ist die Doku im Vorführraum des Presseservice (https://presse.daserste.de/) abrufbar.
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